Salzburger Nachtstudio

Die Masse - eine Zeitbombe?
Aktuelle Überlegungen des vergessenen Soziologen Gabriel Tarde.
Gestaltung: Michael Reitz

Gabriel Tarde (1843 - 1904) ist einer der ersten Sozialwissenschafter, die das Phänomen "Masse in der Moderne" nicht psychologisch untersuchten. Der besondere Clou seiner Gedanken, die 2015 zum ersten Mal auf Deutsch erschienen sind, besteht in seiner Behauptung, das Zeitalter der Massen sei zu Beginn des 20. Jahrhunderts bereits an sein Ende gekommen. Die populären Auffassungen seiner Zeit war jedoch, die Masse als zentrale Größe der Moderne sehen. Für Gabriel Tarde aber ging es der Masse um Publikum. Massen sind Phänomene, die sich ähnlich wie ein Fischschwarm selbst organisieren und sich gegenseitig in ihren Aktionen verstärken. Hinzu treten Begehren und Affekte.

In Tardes Theorie geht es also nicht um die klassische Gegenüberstellung von Masse und Individuum. Außerdem meinte er, dass Massenaktionen nicht per se negativ sein müssen. Weiters bedurften früher Massen immer einer Einheit von Ort und Zeit. In der Moderne jedoch, so Tardes Auffassung, werde sie medial erzeugt. Durch sie fühlt sich der Einzelne gleichzeitig als Individuum und Teil eines Publikums, das die öffentliche Meinung erzeugt und auf diese zurückwirkt. - Michael Reitz verfolgt die Spuren des im 20. Jahrhundert weitgehend vergessenen französischen Soziologen Gabriel Tarde und erkennt dabei seine zeitgenössische Aktualität.

Sendereihe

Gestaltung

  • Michael Reitz