Radiogeschichten

Ex libris-Nachlese. "Fußball" von Jean-Philippe Toussaint. Aus dem Französischen von Joachim Unseld. Es liest Rafael Schuchter. Gestaltung: Peter Zimmermann

Am 10. Juni beginnt die Fußball-Europameisterschaft in Frankreich. Auch wenn es dringlichere Probleme in Europa geben mag: dieses Ereignis wird im Laufe dieses Monats Millionen Menschen beschäftigen wie nichts sonst. Das Fußballspielen gehört zu den Grundkonstanten jugendlicher Freizeitgestaltung, das war auch beim belgischen Autor Jean-Philippe Toussaint so. Ein Fußballnarr, wie man so sagt, ist der heute 59Jährige allerdings erst spät geworden, während der Weltmeisterschaft 1998, die ebenfalls in Frankreich stattgefunden hat. "Fußball" ist auch der schlichte Titel des neuen Buchs von Jean-Philippe Toussaint. Darin will er nichts erklären und deuten, er erzählt ganz einfach die Geschichte seiner Leidenschaft.
Toussaint verbindet das Fußballfieber mit dem von Platon eingeführten Begriff "Katharis". Damit ist im Angesicht einer tragischen Bühnenhandlung das Durchleben von Jammer und Rührung, Schrecken und Schauder gemeint. Es handelt sich also um eine Art seelische Reinigung. Am Theater - oder auch im Kino - wirkt Katharsis im Verborgenen, ist innere, stille Gemütsbewegung. Im Stadion allerdings wirkt die Katharsis hingegen wie ein seelischer Vulkanausbruch.
Wer aber jemals intensiver Fußball gespielt hat, weiß es geht nicht ohne Schmerzen. Davon erzählt Jean-Philippe Toussaint auch.

Service

Aus: Jean-Philippe Toussaint - "Fußball"; ins Deutsche übersetzt von Joachim Unseld; Frankfurter Verlagsanstalt

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  • Peter Zimmermann