Da capo: Tonspuren

Der Diktator hört keinen Jazz. Porträt des syrischen Schriftstellers Aboud Saeed. Feature von Julia Schlager

"Der Tod ist, wie wir hier zu sagen pflegen, ein Furz." Als sich 2011 die syrische Bevölkerung gegen das Regime zu erheben begann, fing Aboud Saeed an zu schreiben. Auf einem alten Laptop in der Werkstatt seines Bruders, wo er als Schmied und Schweißer arbeitete. Er verfasste literarische Miniaturen, die er auf Facebook veröffentlichte und wurde schnell zu einem Star unter arabischen Intellektuellen. Saaed spottete über Religionen, huldigte den "Plastikschlappen" seiner Mutter und feierte sich selbst als "klügsten Menschen" auf Facebook. "Mein Glaube an mich selbst ist größer als mein Glaube an Gott." 2013 veröffentlichte der kleine Digitalverlag "mikrotext" seine Texte und machte den "arabischen Bukowski" auch hierzulande bekannt. Wenig später folgten eine Einladung nach Deutschland, wo er politisches Asyl beantragte. Heute lebt Aboud Saeed als Schriftsteller in Berlin, wo er von einer Zukunft im Gastgewerbe träumt. Er selbst hört übrigens auch keinen Jazz. "Seit Jahren behaupte ich, Jazz zu hören, kenne aber in Wirklichkeit nur Louis Armstrong."

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