Leporello

Sommerreprisen: "Neue Einblicke in das Kunsthistorische Museum"

Philipp Blom betrachtet ein Kunstwerk und empfängt dabei Signale aus einer unbekannten Welt. "Neue Einblicke in das Kunsthistorische Museum" heißt das jüngste Buch des Schriftstellers und Historikers, das soeben bei Brandstätter erschienen ist. Gemeinsam mit der Autorin Veronica Buckley hat sich Blom auf Entdeckungsreise durch die Sammlung des Wiener Kunsthistorischen Museums begeben.

Ziel war es, ausgewählte Bilder - durchwegs Schätze der abendländischen Kunstgeschichte - auf eine sehr persönliche Weise ins Licht zu rücken: Mögen Fachleute die Werke kunstwissenschaftlich interpretieren, Blom und Buckley gehen ihren Rundgang un-akademisch an, und lauschen zunächst einmal nur, was die Bilder ihnen zu erzählen haben.

Rembrandt und Rubens; Vermeer und van Dyck; Breughel, Cranach und Caravaggio: Die Namen der Künstler, deren Werke Blom und Buckley besichtigt haben und in ihrem Buch kommentieren, klingen wie das who is who der abendländischen Kunstgeschichte. Ob der Vielfalt versuchten die Autoren einen Überblick mittels thematischer Abgrenzungen zu schaffen, etwa: Eros, Gewalt, Abenteuer oder Rituale. Unter der Rubrik "Augen" findet sich der "ferraresische Hofnarr Gonella" von Jean Fouquet aus dem Jahr 1445. Es handelt sich um ein Ölbild auf Eichenholz, im Buch ist es mit einem eigenen Übertitel versehen: "Der ewige Verlierer".

Im Kapitel Eros verweisen Philipp Blom und Veronica Buckley auf die zahlreichen Bilder von sterbenden Märtyrern, wie etwa den von zahllosen Pfeilen durchbohrten Sebastian, der doch eindeutig einen Mann in erotischer Ekstase darstelle. Und noch viele weitere geheime Botschaften finden sich im Kunsthistorischen Museum: auf einer achteckigen Kassette etwa aus dem Ende des 14., Anfang des 15.Jahrhunderts, die als Hochzeitsgeschenk deklariert ist, sind homoerotische Beziehungen dargestellt. Ein Rätsel für Philip Blom, denn die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare ist relativ neu in der Geschichte. Doch Rätsel bei der Kunstbetrachtung sind ihm ohnehin herzlich willkommen.

Eine Frage, die sich dem Autorenpaar stellte, war auch, warum die christliche Religion, eine Lehre der Liebe, fast durchwegs mit Gewaltdarstellungen, mit Bildern von Kreuzigung, Opferung, Schwertern und Tränen vertreten ist. Aber nicht immer müssen es große Fragen sein, die die Kunst aufwirft. Veronica Buckley schätzt es auch, wenn ein Bild schlicht ihr Herz erfreut. Den genauen Grund dafür muss sie gar nicht kennen.- Gestaltung: Christa Eder

Service

Kostenfreie Podcasts:
Leporello - XML
Leporello - iTunes

Sendereihe