Radiokolleg - Schlachten, um zu essen

Kulturelle, industrielle und menschliche Aspekte (1).
Gestaltung: Paul Lohberger

In früheren Zeiten musste ein Tier lange gehegt und gefüttert werden, bevor es groß genug war, um geschlachtet zu werden. Daher galt auch das Schlachten eines Tieres als etwas Besonderes, ein Schlachtfest, das nicht selten rituell aufgewertet wurde und große Bedeutung für eine Haus- oder Dorfgemeinschaft hatte. In solchen Gemeinschaftsritualen lebt auch das religiöse Konzept des Tieropfers weiter. Davon hat sich die heutige Praxis weit entfernt: Arbeitsteilung, Fortschritt, Ökonomie und Hygiene haben die Verhältnisse verändert.

In der Moderne werden Tiere in großer Zahl gezüchtet und geschlachtet, nach industrieller Methodik, in industriellem Maßstab. Das bedeutet zum Beispiel 1,4 Milliarden Schweine weltweit im Jahr. Im selben Maß, wie der Fleischkonsum gesteigert wurde, entfremdete sich die Gesellschaft von der dafür notwendigen Tötung von Tieren. Dass manche Menschen das Schlachten ablehnen, erscheint als logische Konsequenz der Massentierhaltung, aber auch als Ausweg aus einem Dilemma: In naturnaher Haltung mag es glückliche Tiere geben, aber gibt es die glückliche Schlachtung? Zumindest könnte der Schlachtakt weniger industriell und mit mehr Respekt geschehen, das täte auch der Qualität des Fleisches gut - so argumentieren diejenigen, die beim Fleisch die Bio-Qualität schätzen und die Quantität dadurch steigern, dass sie nicht bloß die Filetstücke verwerten.

Wer jedoch zurück möchte zu früheren und weniger entfremdeten Standards, steht vor großen Hürden: Weil das Schlachten allgemein auf industriellem Niveau betrieben wird, erschweren entsprechende Vorschriften die Praxis der Rückbesinnung.

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