Radiokolleg - Die Leber
Stoffwechselzentrale unseres Körpers (1). Gestaltung: Daphne Hruby und Robert Weichinger
12. September 2016, 09:30
1.500 bis 2.000 Gramm wiegt durchschnittlich eine menschliche Leber. Das macht sie zum größten Stoffwechselorgan und gleichzeitig zur imposantesten Drüse unseres Körpers. Neben ihrem Umfang ist die Leber aber noch wegen diverser anderer Eigenschaften hochinteressant. So stellt sie nicht nur die Zentrale unseres gesamten Stoffwechsels dar, sie verfügt ebenso über erstaunliche Regenerationsfähigkeiten. Sie kann Schäden und Verluste an ihrem Gewebe von bis zu 80 Prozent selbst erneuern.
Ein wahrlich großes physiologisches Aufgabengebiet hat dieses Organ zu bewältigen: Entgiftung, Eiweißspeicherung, Bereitstellung von Blut sowie Vitaminen und Spurenelementen, Fettumwandlung, Immunfunktionen oder Bildung von Ausgangsprodukten für Sexualhormone. Schon in früheren Jahrhunderten wurden der Leber bedeutende Eigenschaften nachgesagt. Sie galt als Sitz der Gefühle sowie des Temperaments und daraus resultierend ebenso diverser Triebe. Bereits die großen antiken Denker Hippokrates und Galenos von Pergamon meinten in ihrer Lehre der Körpersäfte, auch Humoralpathologie genannt, die Leber produziere gelbe Galle, welche cholerische Wesenszüge hervorrufe. Diese Ansicht hielt sich bis ins 19. Jahrhundert. Redewendungen wie: "Welche Laus ist dir denn über die Leber gelaufen", "Frei von der Leber reden" oder "Die beleidigte Leberwurst spielen" sind sprachliche Überbleibsel dieser medizinischen Betrachtungsweise.
Dieses lebenswichtige Organ kann auch von erheblichen Krankheiten betroffen sein. Bereits im Jahre 1875 beschrieb der französische Arzt Victor Charles Hanot erstmals die Zirrhose und andere Lebererkrankungen als Ursache für Gelbsucht. Aber auch bei Hepatitis A, B, C und E, Krebs oder genetischen Krankheiten wie Morbus Wilson handelt es sich um Leiden, von denen die Leber befallen werden kann. Darüber hinaus hinterlässt bekanntlich exzessiver Alkoholkonsum grobe Spuren. Obwohl unsere Entgiftungszentrale ziemlich zäh ist, führt bei schweren Schäden manchmal kein Weg an einer Transplantation vorbei. Nichtsdestoweniger wurde die erste erfolgreiche Leberverpflanzung an einem Menschen erst 1967 von dem US-amerikanischen Chirurgen Thomas E. Starzl vollbracht. Seither ist auf dem Feld der Leberforschung, im Fachjargon als Hepatologie bezeichnet, viel geschehen. So wurde zum Beispiel auch die Transplantation tierischer Organe auf den Menschen erprobt. Dies Radiokolleg umkreist die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse, fragt, welche Phänomene sowie Eigenschaften sonst noch mit diesem Organ verbunden sind und warum es trotz aller Robustheit erkranken kann? Eines ist jedenfalls sicher: ohne Leber funktioniert so gut wie gar nichts in unserem Körper.
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European Liver Patients Association