Radiodoktor - Medizin und Gesundheit

Die ewig unterschätzte Krankheit - Neue Strategien gegen Herzinsuffizienz

Selbst manche sehr gravierend verlaufende Krankheiten brauchen "PR", um ihren Bekanntheitsgrad zu steigern. Während etwa der Herzinfarkt in der breiten Bevölkerung als gesundheitliche Bedrohung durchaus ernst genommen wird, führt die Herzschwäche, die sogenannte Herzinsuffizienz, diesbezüglich ein Schattendasein. Abnehmende Leistungsfähigkeit, Kurzatmigkeit bei Belastung, Müdigkeit, geschwollene Beine oder häufiges nächtliches Wasserlassen deuten auf eine Schwäche des Herzmuskels hin. Aufgrund von häufig nicht erkannten Vorschädigungen hat das Herz nicht mehr die Kraft, das Blut ausreichend stark durch den Körper zu pumpen. Meist werden die beschriebenen Symptome jedoch als Tribut an ein fortgeschrittenes Lebensalter gesehen und von den Betroffenen einfach akzeptiert. Eine fatale Fehleinschätzung der erkrankten Personen, aber auch mancher Ärztinnen und Ärzte, wie der Innsbrucker Kardiologe Jakob Dörler bedauert. Schließlich hat die chronische Herzinsuffizienz eine äußerst schlechte Prognose. Die allerdings durch eine Therapie der Grunderkrankung und neue Behandlungsformen deutlich verbessert werden kann. Neben den klassischen Medikamenten steht den rund 300.000 von Herzinsuffizienz betroffenen Patientinnen und Patienten in Österreich nun auch ein neues Präparat zur Verfügung, das als "Wunderwaffe gegen die Herzschwäche" angekündigt wurde. Es handelt sich um ein Kombinationspräparat - es enthält einen sogenannten AT1-Antagonisten (schon länger am Markt) und die neu entwickelte Substanz Sacubitril, die über eine Hemmung des Enzyms Neprilysin dem Herzen seine Arbeit erleichtert.
Über die tatsächliche Wirksamkeit in der Praxis wird man jedoch erst in ein paar Jahren eindeutige Belege haben. Da es neben der Pumpschwäche häufig auch zu Rhythmusstörungen kommt, implantiert man in manchen Fällen einen Schrittmacher bzw. einen Defibrillator dauerhaft unter die Haut. Als "ultima ratio" stehen die Herztransplantation bzw. mechanische Unterstützungssysteme zur Verfügung.
Je später eine sich entwickelnde Herzschwäche erkannt wird, desto schlechter die Prognose und umso teurer die medizinische Behandlung. Die Versorgung der Betroffenen sei in Österreich stark verbesserungswürdig, wie der Kardiologe Deddo Mörtl vom Landesklinikum St. Pölten erläutert, die Spitalsambulanzen seien überlastet. Initiativen, wie das Herz-Mobil in Tirol beschreiten daher neue Wege der Versorgung. In diesem weltweit anerkannten Konzept stützt sich die Betreuung der erkrankten Personen in den eigenen vier Wänden auf speziell geschultes Krankenpflegepersonal und Hausärzte.

Dr. Ronny Tekal beleuchtet mit seinen Gästen in der aktuellen Ausgabe des Radiodoktors - anlässlich des am 29. September stattfindenden Weltherztages - das Krankheitsbild der Herzinsuffizienz und informiert über die rechtzeitige Diagnose und neue Therapien.

Eine Sendung von Dr. Ronny Tekal und Dr. Christoph Leprich.

Service

Priv.-Doz. Dr. Deddo Mörtl
Facharzt für Kardiologie
3. Medizinische Abteilung
Landeskrankenhaus St. Pölten
Propst-Führer-Straße 4
A-3100 St. Pölten
Tel.: +43/2742/300-14706
E-Mail

Mag.a Veronika Bauer
Herzinsuffizienz-Betroffene
Herzverband Wien
Obere Augartenstrasse 26-28/Stg.2/E/10
A-1020 Wien
Tel: +43/1/3307445
E-Mail
Herzverband Wien

Dr. Jakob Dörler
Facharzt für Kardiologie
Universitätsklinik für Innere Medizin III Innsbruck
Projekt HerzMobil Tirol
Anichstraße 35
A-6020 Innsbruck
Tel: +43/512504-25621
E-Mail

Österreichischer Herzverband - Selbsthilfegruppen in ganz Österreich
Österreichischer Herzfonds zum Weltherztag
Österreichische Kardiologische Gesellschaft
HerzMobil Tirol
"HerzMobil Tirol" - Telemonitoring verbessert Überlebenschance bei Herzinsuffizienz - Ö1 Gesundheitsmagazin am 11.2.2015
Kardio Mobil - Heimbetreuung für Herzinsuffizienz-Patienten Salzburg
Netdoktor zu Herzinsuffizienz
Österreichischer Herzverband zu Herzinsuffizienz
Deutsche Herzstiftung zum neuen Herz-Medikament

Wolfgang Bauer, Johann Altenberger, "Herzschwäche: Ursachen-Diagnose-Therapie",
Verlagshaus der Ärzte 2015

Annette Bopp, Thomas Breitkreuz, "Das Herz stärken: Das ganzheitliche Programm", GU Verlag 2011

Dietrich Grönemeyer, "Dein Herz: Eine andere Organgeschichte", Fischer Taschenbuch 2012

Marianne Koch, Jörg Mair, "Das Herz-Buch: Wie wir unser Herz schützen und gesund erhalten können", dtv Verlag 2015

Sendereihe