Aus dem Konzertsaal

23. Dezember 2016, 19:30

Der Titel von Michael Jarrells neuem Viola-Konzert gibt einen Hinweis auf jenen Künstler, dessen bildnerisches Schaffen den 58-jährigen Komponisten zur Gestaltung der Musik inspiriert hat: Der Name "Émergences-Résurgences" verweist auf Henri Michaux. Der 1899 in Belgien geborene Maler und Dichter hat seinem 1972 verfassten Buch diesen Titel gegeben.

Inspiration aus der Bildenden Kunst

Michael Jarrell bezieht sich in seinem Viola-Konzert - wie er sagt - direkt auf das bildnerische Schaffen von Henri Michaux. Die Arbeiten des 1984 verstorbenen Künstlers haben eine starke Tendenz zur Abstraktion, lassen aber dennoch auch Gegenständliches erkennen. Oder um es mit den Worten von Henri Michaux selber zu sagen: "Selbst, wenn es geschieht, dass man eine Form erkennt, ist sie bloß flüchtig, unbeständig, ungewiss, in der Schwebe; weniger als eine Erscheinung, ein stummer Ruf zwischen zwei Welten."

So sieht man auf Henri Michaux' Bildern z. B. verschwommene Schriftzeichen und zittrige Figuren in Tusche gezeichnet, Aquarelle, die auf feuchten Untergrund entstanden sind, aber auch Tier und Menschengestalten in Öl gemalt.

Vom Bild zum Ton

Dem Schweizer Komponisten Michael Jarrell - der übrigens selbst auch bildende Kunst studiert hat - war es ein Anliegen, bildnerische Gestaltungsmöglichkeiten auf eine musikalische Ebene zu übertragen, wie z. B. Bögen, Farben, Hell-Dunkel-Konstellationen und hervorgehobene Linien. In dem Konzert hört man ganz charakteristisch klingende Figuren, die sich im Laufe des Werks umgestalten. Sie dehnen sich z. B. oder erscheinen gestaucht, sie multiplizieren sich und sie brechen einander.

Service

Diese Sendung wird in Dolby Digital 5.1 Surround Sound übertragen. Die volle Surround-Qualität erleben Sie, wenn Sie Ö1 unter "OE1DD" über einen digitalen Satelliten-Receiver und eine mehrkanalfähige Audioanlage hören.

Sendereihe

• Das Ö1 Konzert

Gestaltung

• Ursula Strubinsky