Das Nash-Ensemble mit Janacek, Smetana und Dvorak

14. Juni 2017, 14:05

Die fabelhafte Welt der Amelia

The Nash Ensemble, das ist "die fabelhafte Welt der Amelia". Kaum ein Satz im Gespräch mit Ensemble Mitgliedern, in dem nicht ihr Name fällt: Amelia Freedman. Sie hat das Ensemble 1964 gegründet. Das umfangreiche Repertoire wird von ihr, der künstlerischen Leiterin, bestimmt. Programme und Programmreihen sind formvollendet wie die klassizistische Architektur des Namenspatrons, des Architekten John Nash (1835). Sie gilt als souveräne Programmgestalterin. Alle im englischen Musikleben kennen sie, niemand ist mit ihr verfeindet. Freedman entscheidet, was "The Nash" spielt, sie hört auf Einwände, aber sie entscheidet. Das Ensemble brauche eine Koordinatorin - eine künstlerische Vision von jemandem, der nicht spielt. Sie seien eine "perfect democracy" mit einer aufgeklärten Monarchin.

Warum Nash?

Namensgeber des Ensembles mit relativ stabiler Besetzung ist John Nash. Der Park Crescent in London ist eine ausgewogen spektakuläre, mondsichelförmige neoklassizistische Hausanlage mit etwa hundert Säulen an einem Ende des Regent's Park. Wer schon einmal am Trafalgar Square gestanden ist oder das Theatre Royal Haymarket besucht hat - oder den "Pavillion" in Brighton: Bauten von John Nash. Es hat fast 40 Jahre gedauert, bis diese Idee, sich einen Architekten als Namenspatron zu wählen, plagiiert wurde. Das Scharoun-Ensemble, nach dem Architekten der Berliner Philharmonie -die Idee haben sie uns gestohlen, sagt Ian Brown, der Pianist.

Alles von Haydn bis heute

Das ist wie bei Fußballmannschaften oder beim Klang großer Orchester, die Belegschaft ändert sich, aber Spielanlage, oder der Klang, der Ansatz bleiben - oder der Approach, wie man auf Deutsch sagt, lachte der Pianist Ian Brown, als ich ihn einmal auf Kontinuität ansprach. Mr. Brown muss es wissen, ist er doch seit gut 40 Jahren so etwas wie der Außenminister des Ensembles. Sie spielen in verschiedenen Kombinationen und Permutationen (Streicher, mit und ohne Klavier, Bläser, Bläser mit Klavier), dieses Wissen, mit allen Instrumenten zu spielen, nicht nur im Streichquartett, das dann bei Bedarf ein Klavier hinzuzieht, ob sie Quartette, Trios, Quintette, Duos, Nonette spielen - immer treten sie als Ensemble auf. Das Grundpersonal besteht aus fünf Streichern, fünf Holzblasinstrumenten, Klavier und Harfenistin. Dazu Blech und Schlagzeug für zeitgenössische Musik.

Von "Haydn bis heute" spielen sie alles - sie wollen nicht abgestempelt sein, sie wollen musizieren, nur Barock spielen sie "nicht wirklich", weil sie moderne Instrumente haben und sich "aus dieser Debatte raushalten" wollen. Mit Ende der heurigen Saison werden sie mehr als 300 Werk uraufgeführt haben, mehr als 200 sind bei 225 Komponisten in Auftrag gegeben worden - auch beim 1934 geborenen David Matthews. Dvoraks Liederzyklus "Pisne milostne" (Liebeslieder) wurde im Konzert in der Londoner Wigmore Hall gespielt, wo "The Nash" seit 2010 Resident Chamber Ensemble ist.

Sendereihe

• Das Ö1 Konzert

Gestaltung

• Peter Kislinger