Seziersaal

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A schöne Leich' im Seziersaal

Der Tod, das muss ein Wiener sein. Über die Welthauptstadt der Körperspender. Von Marlies Faulend und Gerald Navara

In Österreich entschließen sich ungewöhnlich viele Menschen dazu, ihren Leichnam nach dem Tod der Wissenschaft zu überantworten. Über 30.000, vornehmlich aus der Bundeshauptstadt und ihrer Umgebung, haben sich als "Körperspender" im Register der Abteilung für Anatomie der Medizinischen Universität Wien eintragen lassen. Das sind mehr als in ganz Deutschland. Der "Spender" muss einen Kostenbeitrag von 990 Euro für seine Bestattung leisten, im Vergleich zu üblichen Begräbniskosten geradezu wenig, die tatsächlichen Gründe für eine Körperspende sind jedoch, wie einige Spender/innen erzählen, oft andere als die finanziellen.

Bereits 1404 wurde in Wien eine "Leichenöffnung" für wissenschaftliche Zwecke durchgeführt. Vor mehr als 250 Jahren wurde die Anatomie an der Wiener Universität zum eigenen Fach. Heute kommen Mediziner/innen aus der ganzen Welt nach Wien um Techniken an Körpern von Verstorbenen für die Rettung Lebender zu üben. Und hunderte Studierende der Medizin absolvieren jedes Jahr in den Seziersälen ihre Kurse in Anatomie. Über 1.000 "Körperspender" werden jedes Jahr "bearbeitet".

Die Mitarbeiter/innen des Instituts erzählen von ihrem Arbeitsalltag mit den Toten und ihrem Umgang damit: Von der Aufnahme ins Spenderregister, der Übernahme der Verstorbenen durch die Laborant/innen und die nachfolgende Konservierung. Student/innen schildern ihre ersten Momente im Seziersaal und die Lehrenden, bis hin zum Institutsvorstand, beschreiben ihren Werdegang als Mediziner, die sich letztlich mit den Toten beschäftigen.
Der letzte Weg führt die Körperspender schließlich auf den Wiener Zentralfriedhof, wo sie nach ihrer Kremation in einem Sammelgrab bestattet werden. Auf Tafeln sind ihre Namen eingetragen, aber viele bleiben auch anonym.

Sendereihe

Gestaltung

  • Gerald Navara