Arik Brauer

APA/HERBERT NEUBAUER

Leporello

Führung durch die "Privatsammlung Arik Brauer"

Sommerreprisen

Einmal im Monat lädt Arik Brauer in seine Villa im 18. Wiener Bezirk. Dort können Besucher bedeutende Ölgemälde aus den letzten Jahrzehnten und aktuelle Keramikskulpturen des Künstlers in der "Privatsammlung Brauer" sehen. Untergebracht ist die Sammlung in einem Raum unter dem Brauer-Haus. Erreichbar über einen Pfad durch den Vorgarten entlang der Hausmauer, dann steil über eine Treppe ins Untergeschoss. Die Atmosphäre in dem sakral anmutenden, 200 m² großen Raum ist entspannt. Gedämpftes Licht erzeugt den nötigen Kontrast, um die gut ausgeleuchteten, großformatigen Exponate eindrucksvoll zur Geltung zu bringen. Durch die Ausstellung führt die älteste Tochter Arik Brauers, die Sängerin Timna Brauer. Sie bringt den Gästen nicht nur die fantastische Welt ihres Vaters näher, sondern erzählt auch aus der Sicht der Tochter über ihren berühmten Vater - von ihrer Kindheit, und wie es war, inmitten dieser Bilder groß zu werden. Und sie erklärt die Themen, die ihr Vater in seinen Werken behandelt: Emanzipation, Umwelt, das Alte Testament, die Verfolgung der Juden, Kriege die der Künstler er- und überlebt hat.

Abseits der gut besuchten Führungen erinnert sich Arik Brauer daran, wie er als Sohn eines jüdischen Schuhmachers in Wien-Ottakring aufwuchs und der Nationalsozialismus seine unbeschwerte Kindheit jäh unterbrach. Der Vater starb in einem Konzentrationslager. Er selbst kam in einem Versteck mit dem Leben davon. Dennoch ungebrochen begann der erst 16-jährige gleich nach dem Krieg an der Akademie der bildenden Künste in Wien zu studieren. In der Zeit gründete er auch mit Zeitgenossen wie Ernst Fuchs oder Rudolf Hausner die Wiener Schule des Phantastischen Realismus - entgegen der damaligen Strömung in Richtung abstrakter Malerei. Charakteristisch für Brauers Werk ist die bizarr fantastische Formschöpfung. Der an orientalische Traditionen oder mittelalterliche Miniaturen erinnernde, altmeisterliche Malstil, den er im Grunde bis heute, in all seinen Facetten tag täglich praktiziert.

Anfang Jänner wurde Arik Brauer 88 - zu seinem 90er plant er eine große Ausstellung in Salzburg. Nebenbei schreibt er an einer - wie er hofft: humoristischen - Interpretation des Alten Testaments, ohne Ambitionen die Abhandlung jemals zu veröffentlichen. Hauptsächlich verbringt er seine Tage dennoch von früh morgens bis in den Abend an den Staffeleien. Wie sein ganzes Künstlerleben hindurch arbeitet er noch heute stets an mehreren Bildern gleichzeitig. Sieht er doch keinen Grund diese Gewohnheit zu ändern. Entsprechend sind ihm Begriffe wie Ruhestand oder der Gedanke ans "Aufhören" gänzlich fremd - und ebenso fern wie das absurde Gefühl alt zu sein.- Gestaltung: Ursula Mürling-Darrer

Service

Kostenfreie Podcasts:
Leporello - XML
Leporello - iTunes

Sendereihe