Die Autorin Maja Haderlap über Erinnern, Vergessen und politische Verantwortung.

30. Juli 2017, 09:05

"Maja Haderlap hat eine gewaltige Geschichte geschrieben ... Die Großmutter wie noch keine, der arme Vater wie noch keiner, die Toten wie noch nie, ein Kind wie noch keines", schrieb Peter Handke über Haderlaps Debüt-Roman "Engel des Vergessens", für den sie mit dem Ingeborg Bachmann-Literaturpreis ausgezeichnet wurde. Im Süd-Kärntner Dorf Bad Eisenkappel/Zelezna Kapla wuchs Maja Haderlap auf, Slowenisch ist ihre Muttersprache, Deutsch lernte sie in der Schule.

Ihr Roman erzählt von einem kleinen Ort an der Grenze, von den Gräben, die der Krieg gerissen hat, von Erinnerungen und von Verdrängtem. "Ich habe mich nicht zu den sogenannten "Verwurzelten" zugehörig gefühlt. Ich habe ein Buch geschrieben, nicht um über Heimat zu schreiben, sondern um Geschichten von Menschen zu erzählen, die man in der weiteren Heimat nicht kennt". Im Wiener Akademietheater wurde 2015 eine Bühnenfassung, die Haderlap zusammen mit dem Regisseur Georg Schmiedleitner erarbeitet hat, gezeigt.

In den Gedanken wird Maja Haderlap, die zur Ehrenbürgerin von Bad Eisenkappel ernannt wurde, u. a. über den Begriff Heimat sprechen, über einen Begriff, der ihrer Meinung nach in Kärnten immer politisch instrumentalisiert wurde und wird, nämlich gegen die Slowenische Volksgruppe. "Ein heimatbewusster Kärntner muss antislowenisch sein! Dieser Gedanke wurde in der Kärntner Politik über Jahrzehnte einfach immer wiederholt. Die Menschen, über die ich schreibe, haben auch ein Heimatbewusstsein und fühlen sich dort zuhause, mussten aber ein Leben als Heimatverräter fristen, weil sie slowenisch sprachen und einige von ihnen Partisanen waren".

Sendereihe

• Gedanken

Gestaltung

• Ursula Burkert