Leporello

Sabine Groschup: Ausstellung "Augen sprechen Tränen reden"

Hommage an 101 Stofftaschentücher

Die einen verwenden es als schickes Mode-Accessoir, die anderen nehmen es zum Schnäuzen, Dritte trocknen damit ihre Tränen: das Stofftaschentuch. Im Gegensatz zu seinem papierenen Pendant ist dieses kein schnödes Wegwerfprodukt, sondern steht in einem innigen Naheverhältnis zu seinem Besitzer und wird im Lauf der Zeit zu einem liebgewonnenen Gebrauchsobjekt mit Geschichte. Die Künstlerin Sabine Groschup hat die Besonderheit von Stofftaschentüchern schöpferisch genutzt und ihre über die Jahre angesammelten Schnäuz-, Nies- oder Trost-Vorlagen in den Mittelpunkt ihres jüngsten Kunstprojekts gestellt.

101 Stofftaschentücher hat die gebürtige Tirolerin Groschup gesammelt - und gleich 101 Geschichten mitgeliefert bekommen: etwa die vom Großvater, der sein Leben lang an Niesreiz litt; oder von Groschups Ehemann Georg Weckwerth, der an einer Weinallergie leidet und mit jedem Glas, das er erhebt, sogleich ein Schnäuztuch bereithält. Aber es gibt auch Geschichten, wo Tränen aus den Untiefen der Seele fließen, sie gehörten jenem Mann in Sabine Groschups Bekanntenkreis, der sich immer zu Weihnachten zurückzog, um zu weinen - oder der Frau, die ihr Kind bei einem Unfall verlor.

Sabine Groschup hat rund um die erzählten Geschichten, aber auch von persönlichen Erlebnissen und Assoziationen ausgehend, Gedichte verfasst und diese auf ihre Stofftaschentücher gestickt. "Augen Sprechen Tränen reden. 101 Taschentücher der Tränen" heißt die Ausstellung von Sabine Groschups Text-Textilien, die am kommenden Montag im Literaturhaus Wien eröffnet wird.- Gestaltung: Christa Eder

Service

Ausstellungseröffnung "Augen sprechenTränen reden. 101 Taschentücher der Tränen"
am Montag, 11.9.2017, um 19 Uhr. Mit einer poetischen Intervention von Schauspieler Markus Meyer

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