Jean Sibelius

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Das Ö1 Konzert

Finnland 100

Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, Dirigent: John Storgårds; Gil Shaham, Violine. Jean Sibelius: a) Karelia Suite op. 11; b) Symphonie Nr. 5 Es-Dur op. 82 * Ludwig van Beethoven: Konzert für Violine und Orchester D-Dur op. 61 (aufgenommen am 7. Mai in der Berliner Philharmonie). Präsentation: Peter Kislinger

Sibelius - Untertan des Zaren

Am 6. Dezember 1917 erklärte Finnland seine staatliche Unabhängigkeit und wurde eine demokratische Republik. Bis zum 6. Dezember 1917, also bis zwei Tage vor seinem 52. Geburtstag, war Jean Sibelius de jure Untertan des Zaren. Wie viele seiner Freunde hatte er sich der liberalen jungfennomanischen Unabhängigkeitsbewegung angeschlossen. Regional, sprachlich, familiär - der Vater, ein Arzt, verstarb früh - und sozial (aus schwedischsprachigem, bildungsbürgerlichem Kleinstadtmilieu stammend) fühlte er sich fremd. Das schwedischsprachige Großbürgertum hat er gehasst, den republikanischen Alltag nach dem 6. Dezember auch; geliebt hat er "dieses finnische Volk" und "die Arbeiter". Was verstand er darunter? Den "bildungswilligen einfachen Menschen". Als unter seinen väterlichen Vorfahren einen finnischen Bauern entdeckt haben wollte, kam das für Sibelius einer Beleidigung gleich.


Symphonie Nr. 5 - die Kosmische

In seinen sieben Symphonien stellte sich Sibelius je einer anderen Herausforderung. Die 1. (1899) ist seine Auseinandersetzung und Abkehr von traditionellen Formen; die südländische, 1902 in Italien entstandene 2. seine Eroica, in der er ein einfaches dreistufiges Grundmuster die Struktur tragen lässt, in der modernistisch-minimalistischen 4. (1911), seiner Tragisch-Lakonischen, ist es ein unheimliches Quartintervall. Die klassizistische 3. (1907) ist seine pastorale Auferstehungssymphonie. Die 5. ist die Kosmische, in der Reste von Subjektivem getilgt sind. Die ersten Notizen zu dieser Symphonie entstanden im Frühjahr 1912. Unmittelbar nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs "empfing" er ein Thema, wie er schrieb, es wird im 3. Satz zuerst in den Bässen zu hören sein, dann in den Hörnern. Erst mit der dritten Fassung gab er sich zufrieden, im April 1919.

In seiner 2015 erschienenen Sibelius-Biografie schreibt Volker Tarnow: "In der 2. Sinfonie bildete ein dreistufiges Grundmuster die Struktur, in der 4. fiel dem Quartintervall diese Rolle zu. In der Fünften ging es nicht mehr darum, eine Urformel zu entwickeln und aus amorphen und abstrakten Gebilden eine Makrostruktur zu schaffen, auch nicht die für ihn so typische Verzahnung der Motive. Sibelius suchte nach einer ganz neuen Form. Das bukolische Eröffnungsmotiv des Horns bildet die Urzelle des Werks, kehrt in allen Sätzen abgewandelt wieder und verbirgt sich auch im berühmten Schlusshymnus, im Schwanenrufmotiv der Hörner im 3. Satz und im gleichzeitig intonierten Gesang der Holzbläser."

Der 1. Satz, das sind zwei ingeniös verschmolzene Sätze, jeweils zweigeteilt das Tempo: von langsam zu schneller. Der Mittelsatz kombiniert beide Tempi. Sibelius gelingt es, Melodik, Harmonik und Rhythmus zu einer Einheit zu verschmelzen, und seine Arbeit mit Klangflächen und -schichten ist mit diesen Elementen verwoben: "Der Schlusssatz ist spiegelverkehrt zum ersten und beginnt schnell, wird langsam, in sich kreisend, rotierend. "Sturmläufe, die zu den machtvollsten der gesamten sinfonische Literatur zählen, reißen den Hörer wieder in höhere Sphären"; der "Ahnung und Bewunderung" von Kräften, "die größer sind als der Mensch", sind die Schlusstakte aufgespart, in denen das 'Schwanenthema' die letzten akustischen Grenzen durchbricht. Sechs gewaltige Tuttischläge, von ebenso erschreckenden Generalpausen unterbrochen, beenden hämmernd und unerwartet die Sinfonie." (Volker Tarnow)

Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Jean Sibelius/1865 - 1957
Titel: Alla Marcia - 3.Satz aus "Karelia" - Suite für Orchester op.11
Orchester: Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin
Leitung: John Storgards
Länge: 04:15 min
Label: EBU

Komponist/Komponistin: Ludwig van Beethoven/1770 - 1827
Titel: Konzert für Violine und Orchester in D-Dur op.61
* Allegro ma non troppo - 1.Satz
* Larghetto - 2.Satz )
* Rondo. Allegro - 3.Satz
Violinkonzert
Solist/Solistin: Gil Shaham / Violine
Orchester: Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin
Leitung: John Storgards
Länge: 42:20 min
Label: EBU

Komponist/Komponistin: Jean Sibelius/1865 - 1957
Titel: Symphonie Nr.5 in Es-Dur op.82
* Tempo molto moderato - Allegro moderato - Presto - 1.Satz
* Andante mosso, quasi allegretto - 2.Satz
* Allegro molto - Un pochettino largamente - 3.Satz
Orchester: Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin
Leitung: John Storgards
Länge: 33:50 min
Label: EBU

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