Vicki Baum, AP
Radiokolleg - Zäsur '38 - Flucht in eine andere Sprache
Schriftstellerinnen im Exil (1). Gestaltung: Ulrike Schmitzer
22. Jänner 2018, 09:30
Die Wiener Schriftstellerin Vicki Baum war schon ein Star, als sie 1932 nach Kalifornien emigrierte. Sie war die erste Bestsellerautorin des deutschsprachigen Buchmarkts. Nach der Verfilmung ihres Buches "Menschen im Hotel" mit Greta Garbo übersiedelte sie für eine Publicity-Tour nach Kalifornien.
Die Nationalsozialisten begannen gegen sie zu hetzen, setzten sie 1933 auf die sog. "schwarze Liste" der verbotenen Bücher, 1938 wurde sie ausgebürgert. Da hatte sie sich schon eine neue Existenz aufgebaut. Nicht alle Schriftstellerinnen hatten so viel Glück. Mela Hartwig zum Beispiel emigrierte 1938 nach England, konnte dort aber nicht mehr als Schriftstellerin reüssieren und arbeitete als Sprachlehrerin.
Veza Canetti wurde als Jüdin und Sozialistin von den Nazis mit Berufsverbot belegt und flüchtete 1938 mit ihrem Mann Elias Canetti nach England, wo sie 1963 starb. Annemarie Selinko heiratete 1938 nach Dänemark und schloss sich dort der Widerstandsbewegung an. 1954 schaffte auch sie den Sprung nach Hollywood. Ihr Buch "Désirée" wurde mit Marlon Brando verfilmt. Die Flucht bedeutete auch die Flucht in eine andere Sprache. Vicki Baum eröffnete ihre Lesungen am Anfang ihrer Amerikazeit gerne mit den Worten: "Bitte entschuldigen Sie mein lousy Englisch".
Service
Julya Rabinowich: In zerbrochenen Spiegeln. Julya Rabinowich über Mela Hartwig, Mandelbaum Verlag 2017
Vicki Baum: Makkaroni in der Dämmerung. Feuilletons. Hg. und mit einem Vorwort von Veronika Hofeneder, Edition Atelier 2018
Veza Canetti: Die Schildkröten, Hanser Verlag 1999
Annemarie Selinko: Désirée, Kiepenheuer & Witsch 1951