Zuschauer bei einem Skirennen mit österreichischen Fahne

APA/BARBARA GINDL

Salzburger Nachtstudio

Der "Österreichische Mensch"

Wie man eine Nation bastelt
Gestaltung: Martin Haidinger

"Der österreichische Mensch. Zum Anschauungsunterricht für Europäer, insbesondere für Reichsdeutsche", heißt ein Buch des etwas skurrilen Münchner Schriftstellers Oscar A.H. Schmitz, das er 1924 in einem Wiener Verlag herausbringt.
Darin wird "der Österreicher" als barocker, sinnlicher, katholischer, aristokratischer Mensch gepriesen, ganz im Gegensatz zum Preußentum, das von Hass, Unterdrückung, Protestantismus getrieben sei. Auch österreichische Autoren, die meistens noch der alten Monarchie verbunden sind, wie August Maria Knoll, Ernst Karl Winter, Friedrich Heer, und Alfred Missong stoßen in dasselbe Horn.

Selbst höherklassige Schriftsteller wie Richard Schaukal oder Anton Wildgans schreiben ein neues Nationalbewusstsein herbei. Eher spöttisch beurteilen das die großen Literaten Robert Musil ("Wir sind so begabt, Orient und Okzident vermählen sich in uns ...") und Karl Kraus, der dem österreichischen Menschen das "österreichische Antlitz" entgegenhält ...
Eindeutig ist es das Selbstfindungsprogramm eines auf acht Millionen Menschen reduzierten Landes, das hier in den 20er und 30er Jahren läuft. Vor allem konservative Intellektuelle, deren Seelen durch den Verlust des Habsburgerreichs gekränkt sind, nehmen an dieser Therapie teil.

Martin Haidinger analysiert die Basteleien rund um nationale Befindlichkeiten bis in die Gegenwart, und bohrt tiefer in den Untergrund der österreichischen Eigenheiten und Unterschiede in Mentalität und Identität der einzelnen Bundesländer.

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