Schlachmones für Hitler

21. März 2018, 17:30

In einem Untergeschoß der ukrainischen Nationalbibliothek lagerten einige unbeschriftete Kisten, Kisten gefüllt mit Liedern, die meisten handgeschrieben, manche mit Schreibmaschine getippt, einige mit Noten. Botschaften aus dem grausamsten Kapitel jüdischer Geschichte, Botschaften aus den Höllen Hitlers und Stalins.

Ukrainische Ethnomusikologen setzen sich mit Beginn der Shoah das Ziel, jüdische Kultur zu bewahren und sammelten hunderte von Liedern in Text und Ton. Lieder jüdischer Soldaten der Roten Armee, Lieder von jenen die hofften, dass ihre kämpfenden Angehörigen den Krieg überleben. Lieder jener, die verfolgt und später bestialisch ermordet wurden. Lieder von Widerstandskämpferinnen und -kämpfern, ja sogar das Lied eines zehnjährigen Waisenkindes.

Keines dieser Lieder wurde seit 1947 aufgeführt. Die Historikerin Anna Shternshis hat sie zufällig in Kiew entdeckt. Sie wurden wissenschaftlich aufgearbeitet, so gut wie möglich kontextualisiert und wo die Melodien verloren waren, so getreu wie möglich mit vorhandener Musik der Zeit vertont. Der bekannte Gypsy-Geiger Sergey Erdenko besorgte die Arrangements, Produzent Dan Rosenberg stellte ein Spezialisten-Ensemble zusammen und nach einem dreijährigen Prozess erscheint nun das Album "Yiddish Glory".

"Erstmals" - schreibt Anna Shternshis - "hören wir die Stimmen sowjetischer Juden, von denen wir annahmen, dass sie von Hitler und Stalin für immer zum Schweigen gebracht worden wären". Und es sind starke, kämpferische Stimmen.

Service

Yiddish Glory Making of-Video

Sendereihe

• Spielräume

Gestaltung

• Mirjam Jessa