Ein Mann und eine Frau küssen sich

DPA/PATRICK PLEUL

Salzburger Nachtstudio

Die Sprache der Küsse

Gestaltung: Katrin Mackowski

Mit dem Geschmack deiner Lippen,
bin ich auf einer wilden Fahrt,
du bist Gift, ich gleite ab.

Britney Spears, Toxic

Das Saugen, Lecken, Beißen, Verzehren und Tönen im Kuss begleitet uns von jeher, von Geburt bis Tod. Mund und Mundhöhle, Atem und Herzschlag, Körpersäfte und Triebe erzählen von der "Sprache der Küsse". Das Orale selbst - als Sensation unseres Körpers, zeigt sich in Poesie, Pop, Psychoanalyse, Film, Literatur-, Kunst- und Lebensgeschichten.

Wer küsst, hält jedenfalls den Mund. Manchmal knallt, manchmal schmatzt es oder ist auch ganz leise. Der sprachlose Kuss-Mund ist das Symbol der Verführung, das Organ für Lust und Projektionen. Und meist sind es die Lippen der Frau, die Wünsche wecken. Der Kuss-Mund, Pendant zum weiblichen Geschlecht, der Vagina, vereint somit Kult und Kultur, Himmel und Hölle, Macht und Ohnmacht. Das zeigen die vielen Kuss-Geschichten und Bilder von der Minne über die Femme fatale bis zum Vampirismus.

Die Sendung begibt sich auf die Spuren dieser Projektionen und Bilder. Sie erkundet diesen oft einzigartigen Moment im Kuss - und fragt: Warum küssen wir? Weil wir mit den tierischen Resten unserer kannibalischen Vergangenheit leben (Atzkuss: Mund-zu-Mundfütterung) oder weil wir den Drang haben, "Löcher zu stopfen" (Sartre), um unseren ewigen Hunger nach Liebe zu stillen (Freud)? Der Kuss antwortet auf seine Weise und zeigt sich als komplexes Zeichensystem. Er spricht zu uns verschlüsselt, manchmal aber auch ganz offen und direkt. Seine Vieldeutigkeit bleibt in der Kulturgeschichte oft geheimnisvoll frivol, berührend und komisch zugleich.

Ein Salzburger Nachtstudio von Katrin Mackowski über die Kulturgeschichte des Kusses und über die Semiotik des Oralen - mit dem Literaturwissenschafter Hartmut Böhme.

Sendereihe

Gestaltung

  • Katrin Mackowski