Johanna Schwanberg

ORF/URSULA HUMMEL-BERGER

Gedanken für den Tag

Johanna Schwanberg über die Liebe

"Zum Frühlingsbeginn" - Bilder der Liebe. Johanna Schwanberg, Direktorin des Dommuseum Wien, spürt dem Phänomen der Liebe in der Kunst nach. - Gestaltung: Alexandra Mantler

Was für ein unglaubliches Bild! Es besteht nahezu ausschließlich aus Braun- und Goldtönen, akzentuiert durch ein intensives Rot. Zu sehen ist ein elegant gekleidetes Paar in einem verschwommen dargestellten Raum. Der Mann legt die eine Hand liebevoll um die Schulter der Frau ? die andere an ihre Brust. Vorsichtig berührt die Frau die Hand des Mannes. Die Gesichter sind ausgesprochen individuell gestaltet, beide blicken vor sich hin, scheinen in Gedanken versunken zu sein.

Das Bild, das heute unter dem Titel "Die Jüdische Braut" bekannt ist, hat Rembrandt van Rijn im Jahr 1667 gemalt. Es hängt im Amsterdamer Rijksmusuem und interessiert seit Jahrhunderten aufgrund der faszinierenden Malweise. Eine Technik, die typisch für Rembrandts Spätwerk ist. Hier hat der Maler die Farbe in dicken Schichten aufgetragen ? teilweise sogar mit der Spachtel. Vor allem aber ist es der rätselhafte Inhalt, der immer wieder zu neuen Interpretationsversuchen herausforderte: Im 19. Jahrhundert wurde es noch als Bildnis eines Jüdischen Vaters gedeutet, der seiner Tochter anlässlich ihrer Hochzeit eine Halskette umhängt. Heute zweifelt niemand mehr, dass es sich um die Darstellung eines Liebespaares handelt. Aber wer sind die beiden? Möglicherweise Rembrandts Sohn Titus und dessen Braut? Vielleicht biblische Figuren - etwa Abraham und Sara oder am wahrscheinlichsten Isaak und Rebekka?

Die meisten Rembrandt-Bilder lassen sich nicht auf eine Lesart festschreiben. Es sind die Kunst der Verrätselung und die Reduktion auf das Wesentliche, die motivieren, ein Bild wie Rembrandts "Jüdische Braut" immer wieder zu betrachten. Auch ohne Wissen um mögliche historische und biblische Kontexte ist eine malerisch ungemein sinnliche Darstellung einer Liebesbeziehung zu sehen, in der beide Individuen stark bei sich selbst zu sein scheinen und dennoch vorsichtig und zärtlich die Nähe des anderen suchen. Und dieses Thema vermag heute genauso zu berühren wie zu Rembrandts Zeiten.

Service

Dom Museum Wien

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Elliot Goldenthal/geb.1954
Gesamttitel: THE GOOD THIEF / Original Filmmusik
Titel: Waltz for Anna/instr. (tw. 2x gespielt)
Untertitel: ORIGINAL SOUNDTRACK & MUSIC FROM THE FILM
Orchester: The Irish Film Orchestra, Dublin
Orchester: London Metropolitan Film Orchestra
Leitung: Dirk Brosse /James Sherman
Länge: 01:39 min
Label: Island/Universal 0688842

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