Hase im Sonnenaufgang

DPA/PATRICK PLEUL

Gedanken für den Tag

Gerhard Langer über Ostern und Pessach

"Von Freiheit, Tod und Auferstehung". Mit Ostern verbindet sich eine dunkle vorurteilsbehaftete Geschichte des Antijudaismus - aber auch die jüdische antichristliche Polemik ging mit dem Tod Jesu nicht zimperlich um. Gedanken darüber macht sich Gerhard Langer, katholischer Theologe und Judaist. - Gestaltung: Alexandra Mantler

In dieser Woche erinnern sich Christinnen und Christen an den Leidensweg und Tod Jesu am Kreuz und feiern das Fest der Auferstehung. Von den ersten Zeugen an wurden diese Ereignisse in Zusammenhang mit dem jüdischen Pessachfest gebracht und Jesus selbst als das Pessach- oder Paschalamm, dessen Blut erlöst, betrachtet.

Ostern ist daher ohne Pessach nicht verständlich, aber auch die Pessachtradition hat sich im Laufe der Zeit gerade im Umgang mit Christinnen und Christen weiter entwickelt. Beide Feste teilen einen Grundgedanken. Sie sind zuerst Leidensgedächtnisfeiern und dann Freudenfeste. Pessach, hebräisch - oder Pascha, aramäisch und griechisch, erinnert an das Leiden, die Unterdrückung, die Ausbeutung der Israeliten in Ägypten.

Zu Pessach gedenkt man der schrecklichen Zustände während des Aufenthalts in der Fremde, erinnert an die Sklavenarbeit, an die Demütigung durch die Herrschenden, als das Volk hoffnungslos und am Sterben war. Von daher ist Pessach immer auch eine Besinnung auf die Bedingungen, unter denen Jüdinnen und Juden leben, keineswegs nur in Ägypten, das in diesen Erzählungen mehr Symbol ist als realer Staat.

Das biblische Ägypten ist Sinnbild der überbordenden, dabei sich in Hybris selbst vernichtenden Macht. Im Pharao erkennen wir zu allen Zeiten den Typus des blindwütigen, gegen jede Vernunft handelnden hartherzigen Machtmenschen. Niemals sollen die Israeliten diese dunklen Stunden ihrer Existenz vergessen, in denen sie Leiden ertragen mussten. Daher gehört die Erinnerung an das Leben in Ägypten zum Grundbestand der Feier und zum kollektiven Gedächtnis. Während also für das Judentum Pessach ein Fest darstellt, in dem das Volk seines Leidens UND seiner Rettung gedenkt, konzentriert sich das christliche Ostern auf das Leiden UND die Rettung eines Einzelnen, dem eine besondere Rolle in diesem Volk Israel zukommt. Leid und Tod werden triumphal überwunden. Letztlich überstrahlt die Freude des Osterfestes das Leidensgedächtnis der Passion genauso wie Juden ihr Pessach-Mahl in Freude und als befreite Menschen zu sich nehmen. Die Botschaft von Pessach und Ostern ist daher im Prinzip die gleiche und lautet "vom Leiden in die Freude" oder "vom Tod ins Leben".

Service

Kostenfreie Podcasts:
Gedanken für den Tag - XML
Gedanken für den Tag - iTunes

Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Felix Mendelssohn Bartholdy/1809 - 1847
Album: FELIX MENDELSSOHN BARTHOLDY: KAMMERMUSIK
* Andante - 3.Satz (00:05:00)
Titel: Sonate für Klarinette und Klavier in Es-Dur
Klarinettensonate
Solist/Solistin: Dimitri Ashkenazy /Klarinette
Solist/Solistin: Karl Andreas Kolly /Klavier
Länge: 02:00 min
Label: Pan Classics 510070

weiteren Inhalt einblenden