Gedanken für den Tag

Otto Friedrich über religiöse Sprache

"Haltbar.Achtsam.Gerecht" - Wie heute religiös sprechen? Religiös Sprechende sollten bei den Dichtern in die Schule gehen, da religiöse Rede und Poesie mehr gemein haben, als es den Anschein hat, meint Otto Friedrich, Religionsjournalist bei der Wochenzeitung "Die Furche". - Gestaltung: Alexandra Mantler

Auf 140 oder 280 Zeichen lange Botschaften werden die Fragen der Menschen heruntergebrochen. Was die Länge eines Tweets überschreitet, scheint in der Welt von heute nicht mehr verhandelbar. Eine infantile Sprache greift weltweit um sich.

"Einen einzigen Satz haltbar machen / auszuhalten in dem Bimbam von Worten", hat Ingeborg Bachmann vor mehr als 50 Jahren gedichtet. Sie wusste nichts von Twitter & Co. Und doch geht es auch heute darum, haltbare Sätze zu machen. Das gilt gerade für Religionen. Denn die treten an, die Herzen der Menschen zu erreichen. Insbesondere Judentum und Christentum tun das mit Sprache. "Sprache macht die Schöpfung zur Welt, den Schöpfer zu Gott, / für diese Welt verantwortlich." So dichtet es der israelische Lyriker Elazar Benyoëtz.

Benyoëtz, 1937 in Wiener Neustadt als Paul Koppel geboren und mit seinen Eltern vor den Nazis nach Palästina geflüchtet, ist so einer, der mit Sprache das Herz trifft. Viele Dichter sind der Religion nahe. Alle, die religiös sprechen, alle die das Herz der Menschen treffen wollen, sollten bei den Dichtern in die Schule gehen.

"Sprache - Schauplatz des Unsichtbaren": So übertitelt Elazar Benyoëtz eines seiner Gedichte. Ein Satz wie dieser bringt zeitgenössische religiöse Erfahrung auf den Punkt. Eine Erfahrung, der das Wort "Gott" kaum mehr über die Lippen kommt, die aber dennoch darüber spricht, was Wissen und Erfahrung übersteigt. Elazar Benyoëtz redet selber in paradoxen Formulierungen über Gott: "Gott ist mit mir auf der Suche nach Ihm." Und wenn Gott spricht, fordert Benyoëtz seine Leserin, seinen Leser auf: "Höre laut zu." "Höre laut zu."

Service

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Zbigniew Preisner/geb.1955
Gesamttitel: REQUIEM FOR MY FRIEND (Requiem dla mojego przyjaciela) in 2 Teilen
Titel: 12. Love (00:02:23)
Anderssprachiger Titel: Requiem für meinen Freund
Leitung: Jacek Kaspszyk
Orchester: Sinfonia Varsovia
Chor: Warschauer Kammerchor
Choreinstudierung: Ryszard Zimak
Solist/Solistin: Elzbieta Towarnicka /Sopran
Solist/Solistin: Dorota Slezak /Gesang
Solist/Solistin: Piotr Lykowski /Countertenor
Solist/Solistin: Jacek Ostaszewski /Blockflöte
Solist/Solistin: Leszek Mozdzer /Klavier
Solist/Solistin: Jerzy Glowczewski /Altsaxophon
Länge: 02:23 min
Label: Erato 3984241462

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