Siedlung Heuberg

ORF/JOSEPH SCHIMMER

Hundert Häuser

Selbstgebaute Siedlung mit Nutzgarten

1920 - Siedlung Heuberg

Für die Siedlerbewegung sind die Häuser am Heuberg, obwohl sie kaum mehr im Original erhalten sind, exemplarisch. Am Beginn der Siedlerbewegung standen Gärtner, die sich um die Zeit des Ersten Weltkriegs ihr Gemüse selbst anbauten, aus Hunger, in teils illegalen Gärten. Doch auch das Wohnen war damals unerschwinglich, erzählt der Historiker Kurt Bauer: "Viele der Gemüsegärtner fangen jetzt an, auf diesen Flächen Wohnhütten zu errichten. Durch rückkehrende Soldaten und Rückkehrer aus den Nachfolgestaaten der Monarchie wird die Wohnungsnot in Wien noch größer, es entsteht ein enormer Druck. Das führt auch dazu, dass in Eigeninitiative Land okkupiert wird und Siedlungen errichtet werden".

1919 und 1920 sind die Jahre der "Wilden Siedlungen". Doch schon bald entstehen Siedlungsgenossenschaften und Vereine. Auch Österreichs erste Architektin, Margarete Schütte-Lihotzky, entwirft Fertigteilhäuser für solche Siedlungsanlagen. Für deren Aufbau hatten die künftigen Bewohner selbst 3.000 Arbeitsstunden zu entrichten. Adolf Loos, Chefarchitekt des 1920 gegründeten Siedlungsamtes der Stadt Wien, holte sie zu sich. Für die "Heubergsiedlung" entwarfen sie 169 Wohneinheiten.

Vom Park inmitten der "Heubergsiedlung" in Wien-Hernals hat man eine herrliche Aussicht hinunter auf die Stadt. In einem der Häuschen gleich neben dem Spielplatz hat Frau Susanna schon ihre Kindheit verbracht - damals fuhr allerdings noch kein Bus bis hier hinauf an den Rand des Wienerwalds. Auch sonst hat sich einiges verändert, seit Adolf Loos und seine Kolleginnen die idyllischen kleinen Flachdachhäuser in den 1920er Jahren konzipierten. Viele Nutzgärten sind heute Parkplätze.


Architektur: Margarete Schütte-Lihotzky; Adolf Loos, Hugo Mayer
Gründung Siedlungsamt: 1920
Adresse: 1170 Wien, Röntgenstraße

Service

Mit der Sendereihe "Hundert Häuser" wird eine Geschichte Österreichs anhand seiner Architektur erzählt - vom Jahr 1918, in dem am 12. November die Erste Republik ausgerufen wurde, bis zur Gegenwart. Für jedes Jahr steht ein historisch bedeutendes, architektonisch spannendes oder eine Epoche prägendes Bauwerk, das in jeweils einem Radiobeitrag porträtiert wird. Zu hören ist die hundertteilige Reihe von Montag bis Donnerstag um 17:25 Uhr, von Mitte Mai bis 12. November 2018.

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