APA/AFP/RICHARD A. BROOKS
Radiokolleg - Lernen Sie Geschichte!
Modems, Lichtermeer und Europäische Union. Die 90er Jahre in Österreich (1). Gestaltung: Julia Reuter
18. Juni 2018, 09:05
"Lernen Sie Geschichte!" Das berühmte Zitat von Alt-Kanzler Bruno Kreisky ist Titel und Motto dieser Radiokolleg-Reihe: Rückblickend wird jenes Jahrzehnt näher betrachtet, in dem Österreich "Ja" zur EU sagte und wir mit lauten Modem-Geräuschen auf Verbindung zum Internet warteten.
Nostalgisch betrachtet schien es uns hierzulande gut zu gehen: Die Wirtschaft war weitgehend in Ordnung, der "Kalte Krieg" vorbei, im Fernsehen spielte es "Friends" und "Hör mal, wer da hämmert"; musikalisch sorgten Boybands wie die Backstreet Boys für Furore. Wer diese Art von Popmusik verweigerte, hörte Nirvana, Techno oder Elektronik. In letzterem Genre reüssierten Kruder & Dorfmeister zu Weltstars und verschafften somit auch Wien wieder einen Platz im Rampenlicht der internationalen Musiklandschaft.
In Sachen Mode begann der Aufstieg von Kleiderketten wie H&M, während das sogenannte "Arschgeweih" der Tattoo-Szene einen kurzlebigen Trend bescherte.
Dass nicht alles rosig war, zeigt der Krieg im ehemaligen Jugoslawien. Für die daraus resultierende Flüchtlingswelle wurde bei "Nachbar in Not" eifrig gespendet und in Wien demonstrierten 300.000 Menschen beim sogenannten "Lichtermeer" gegen den Fremdenhass. Außerdem entschieden wir uns mehrheitlich dafür, der Europäischen Union beizutreten und somit auch auf "unseren Schilling" zu verzichten.
Als die FPÖ unter Jörg Haider bei den Wahlen 1999 einen starken Zugewinn verzeichnen konnte, folgten international viele Proteste, die zu den "bilateralen Maßnahmen" der EU - den sogenannten "Sanktionen" - führten.
In den USA sorgte die Affäre von Präsident Bill Clinton mit seiner Praktikantin Monica Lewinsky für politischen Tumult, in Russland kam 1991 mit Boris Jelzin zum ersten Mal ein demokratisch gewählter Präsident an die Macht, der 1999 von Wladimir Putin abgelöst wurde. Auch in Südafrika fanden nach dem Ende der Apartheid Wahlen statt, die Nelson Mandela für sich entschied.
Die Medienlandschaft veränderte sich insofern, dass der ORF nicht mehr das alleinige Monopol auf die Rundfunklandschaft besaß, sondern nun auch Privatsender mitspielten. Im Printbereich begann sich der Boulevard mit Zeitschriften wie "News" und "Format" mehr auszubreiten, während "Der Standard" 1995 als erste deutschsprachige Zeitung online ging.
Wie lässt sich diese Dekade aus heutiger Sicht einordnen, wie denken Zeitzeug/innen und Vertreter/innen der Generation Y darüber?