Das Ö1 Gesundheitsmagazin

Gehirndoping bei Studierenden und 200 Jahre Ignaz Semmelweis

1. Gehirndoping - Wenn lernen zum Leistungssport wird
2. 200 Jahre Ignaz Semmelweis - Mit Mut und Leidenschaft zur medizinischen Revolution

1. Gehirndoping - Wenn lernen zum Leistungssport wird

Das moderne Leben ist schnell, aktiv und abwechslungsreich. Jeden Tag fordert es von uns viel Energie und Kraft. Müdigkeit kann die Folge sein. Trotzdem leistungsfähig und wach bleiben: das wird im Beruf und Alltag einfach von uns erwartet. Wer den dauerhaften Erfolg sucht, muss daher Wege finden "täglich etwas Gutes für Körper und Geist zu tun" - so steht es auf der Internetseite, die ein "Leistungselixier" bewirbt.
Früher hieß es: wer müde ist, soll sich ausschlafen - nun erhalten Schüler und Studierende die Botschaft: Wenn Du keine Top-Leistung mehr bringen kannst, nimm' ein Pulver, schluck' eine Pille, oder schlürfe einen Energydrink und du "funktionierst" wieder besser. Wie im Spitzensport ist es in den Schuloberklassen, im Studium und auch bei Berufsanfängern fast schon üblich, mit sogenannten "Neuroenhancern" ihrem Gehirn und ihrer Ausdauer auf die Sprünge zu helfen. Die Übergänge von harmlosen Nahrungsergänzungsmitteln mit Vitaminen, Mineralstoffen und vor allem viel Koffein zu illegal gehandelten, verschreibungspflichtigen Suchtgiften wie Ritalin, oder überhaupt verbotenen Drogen wie Amphetaminen und Kokain sind dabei fließend.
Klar ist: Pharmaindustrie und Getränkehersteller machen gute Umsätze mit der Not der überforderten Lernenden. Und wer in seiner Verzweiflung zu süchtig machenden Drogen greift, begibt sich manchmal sogar in tödliche Gefahr. Ein Beitrag von Sabine Nikolay.

2. 200 Jahre Ignaz Semmelweis - Mit Mut und Leidenschaft zur medizinischen Revolution

Am 1. Juli jährt sich der Geburtstag des berühmten ungarischen Chirurgen und Geburtshelfers Ignaz Semmelweis zum 200. Mal.
Als "Retter der Mütter" ging er in die Geschichte ein. In einer Zeit, als noch nicht klar war, dass Bakterien Krankheiten verursachen, vermutete er, dass es kleine, todbringende Partikelchen geben müsse, an denen abertausende Frauen in den Geburtshilfe-Abteilungen des Wiener Allgemeinen Krankenhauses verstarben.
Semmelweis, der dort ab 1846 als Assistenzart arbeitete, war besessen davon, herauszufinden, was die Ursache für dieses Sterben sein könnten. Es fiel ihm auf, dass die Sterblichkeit in jener Abteilung, wo die vom Seziersaal kommenden Studenten die Frauen untersuchten, viel höher war als in der 2. Abteilung, wo ausschließlich Hebammen tätig waren. Als der befreundete Gerichtsmediziner Dr. Jakob Kolletschka bei einer Leichenöffnung mit einem Seziermesser verletzt wurde und starb, war ihm klar: Die hohe Sterblichkeitsrate der Frauen müsse mit "Stoffen" zu tun haben, die über die Hände der Studenten übertragen werden.
Das Waschen der Hände mit Chlorkalk brachte den entscheidenden Durchbruch. Die Müttersterblichkeit sank innerhalb weniger Monate von 12,3 auf 1,3 Prozent. Ignaz Semmelweis bahnbrechende Entdeckung wurde von den meisten Kollegen als Unfug abgetan. Er starb 1865 mit nur 47 Jahren.
Zu Lebzeiten wurden seine Leistungen nicht anerkannt - heute würde er den Nobelpreis bekommen.
Anlässlich des 200-Jahres Jubiläums findet morgen an der MedUni Wien ein Semmelweis-Symposium statt. Carola Timmel konnte bereits im Vorfeld dieser Veranstaltung mit dem in Budapest lebenden Ur-Ur-Enkel von Ignaz Semmelweis sprechen. Das berühmte Buch seines Vorfahrens brachte er zum Interviewtermin mit: Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers. Es erschien 1861.

Redaktion: Christoph Leprich und Nora Kirchschlager

Service

1. Gehirndoping:

Dr. Hans Haltmayer
Beauftragter der Stadt Wien für Sucht- und Drogenfragen
Gumpendorfer Gürtel 8
1060 Wien
Tel.: +43 1 4000-53603
E-Mail
Sucht- und Drogenkoordination Wien

Mag. pharm. Stefan Deibl, PhD
Referent der pharmazeutischen Abteilung in der österreichischen Apothekerkammer
erreichbar über den Pressebetreuer Wolfgang Müller:
E-Mail

checkit! - Suchthilfe Wien

Hans Christian Dany, "Speed: Eine Gesellschaft auf Droge", Edition Nautilus 2012

Leslie Iversen, "Speed, Ectasy, Ritalin. Amphetamine - Theorie und Praxis", Huber Verlag 2008

2. Semmelweis:

Dr. Tivadar Hüttl
Herzchirurg
Semmelweis Universitätsklinik
Budapest

Dr.in Anna Durnová
Politologin, Semmelweis Biografin
Institut für Höhere Studien
Josefstädter Straße 39
A-1080 Wien
Tel. +43-1-59991-198
E-Mail
Anna Durnova

Meduni Wien - Infos Semmelweis Symposium
Semmelweis Gesellschaft
Semmelweis Museum, Budapest

Anna Durnová, "In den Händen der Ärzte: Ignaz Semmelweis - Pionier der Hygiene", Residenz Verlag, 2015

Fritz Schürer von Waldheim, "Ignaz Philipp Semmelweis: Sein Leben und Wirken", Forgotten Books Verlag, 2018

Tiberius von Györy, Esther von Krosigkh, "Semmelweis' Gesammelte Werke", VDM Verlag, 2012

Hermann Baum, "Ignaz Semmelweis, seine Mutter und ihre Vorfahren", GRIN Verlag, 2015

Sendereihe