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Lyrikdebüt Ilse Helbich: Im Gehen

"Augenblicksdinge" nennt die Schriftstellerin Ilse Helbich Momente, in denen alles, was für sie Bedeutung hat, zu einem Vers zusammenfließt - bevor es im nächsten Moment schon wieder versinkt. "Im Gehen" heißt das bei Droschl erschienene Lyrikdebüt der 95jährigen Poetin. Erst mit 80 Jahren veröffentlichte die 1923 geborene studierte Germanistin ihren ersten Roman, "Schwalbenschrift". Es folgten Erzählbände sowie die Aufzeichnungsbücher "Grenzland Zwischenland" und "Schmelzungen". Ihr lyrisches Werk, in das der Band "Im Gehen" nun späten Einblick gibt, hat Ilse Helbich schon in den Siebzigerjahren begonnen. Die ausgewählten Gedichte, durchwegs frei von Nostalgie und Pathos, bieten so einen auf den Punkt gebrachten Blick auf ein langes Leben.

Vor vielen Jahren hat Ilse Helbich ihr gutbürgerliches Zuhause verlassen, um sich ausschließlich dem Schreiben zu widmen. Heute lebt sie, immerhin oft besucht von ihren Enkelkindern, in einem selbst restaurierten und in ihrem Buch "Das Haus" bereits verewigten Wohnsitz im niederösterreichischen Kamptal. Seit einiger Zeit ist Helbich fast blind und bei ihren täglichen Spaziergängen in der Umgebung des Flusses auf die Begleitung von Freunden angewiesen.

Wenn jemand "im Gehen" ist, kann das auch bedeuten, dass er fort geht. Ilse Helbich, die mit ihrem Lyrikband nun Abschied vom Schreiben nimmt, wie sie sagt, fällt dazu ein weiteres Wortbild ein. Es hat wie das Gehen mit Bewegung zu tun und ist keineswegs religiös gemeint, wie sie betont. Es heißt "in Bewegung sein, im Fluss sein ohne Ende".- Gestaltung: Christa Eder

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Ilse Helbich bei Droschl
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