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Homosexuelle Polizist/innen in Österreich
Gay Cops. Homosexuelle Polizistinnen und Polizisten in Österreich. Feature von Elisabeth Semrad. Ausgezeichnet bei den New York Festivals 2018
4. August 2018, 09:05
"Ich bin am Schreibtisch gesessen, die Waffe in der Hand. Ich hab mir überlegt: Soll ich - oder soll ich nicht?" Der Vorarlberger Polizist Josef Hosp - damals noch Ermittler bei der Zollfahndung - bekennt sich 1991 offen zu seiner Homosexualität. Die Anfeindungen einiger Kollegen belasten ihn daraufhin so stark, dass er sich das Leben nehmen möchte. Eine Reinigungskraft hält ihn in letzter Sekunde davon ab, sich mit der Dienstwaffe zu erschießen.
Heute ist Josef Hosp mit einem Mann verpartnert und Obmann der "GayCopsAustria".
Der Verein versteht sich als Anlaufstelle für schwule, lesbische und transgender Exekutivbeamte und will Vorurteile innerhalb der Polizei abbauen. Rund 280 Personen sind im Internetforum der "GayCopsAustria" gemeldet, davon sind 62 aktive und geoutete Mitglieder.
Nach wie vor haben viele Polizisten Angst, in dem männerdominierten Beruf zu ihrer Homosexualität zu stehen. Sie befürchten gemobbt, diskriminiert oder beruflich benachteiligt zu werden. Einer von ihnen ist der Mitte 30-jährige Jakob P. (Name von der Redaktion geändert), der anonym bleiben will. Er ist Revierinspektor in Wien. Abschätzige Äußerungen über Homosexuelle hindern ihn, zu seiner Lebensweise zu stehen. "Es tun immer alle so, als wären sie ach so tolerant, aber in den eigenen Reihen, im eigenen Wachzimmer wollen sie Schwule dann doch nicht haben".
Für den Gruppeninspektor Alois Krabb aus St. Johann im Pongau wurde der Leidensdruck irgendwann zu groß. Als er sich outet, hat er bereits Frau und Kind. Heute ist er der einzige bekennende homosexuelle Polizist in Salzburg. Die Autorin begleitete die Gay Cops im Innen- und Außendienst, zur Polizeischule, und zum jährlichen Event-Highlight - den Regenbogenball: Am Grenzposten, in der Polizeiinspektion und im Streifenwagen erzählen die Gesetzeshüter/innen in Uniform von ihren Coming-Outs, ihren Erfahrungen mit Homophobie und dem Erfolg ihres Vereins "GayCopsAustria".
Ton: Fridolin Stolz
Musikstücke: Stefan Weber
Sprecher/innen: Elisabeth Semrad, Laurence Rupp
Redaktion: Eva Roither