"Faust"-Installation von Anne Imhof

AFP/VINCENTO PINTO

Radiokolleg - Positionen in der Kunst

Peter Weibel, Yoko Ono, Ryan Trecartin, Anne Imhof (4). Gestaltung: Thomas Mießgang und Christine Scheucher

Große Gesten im Zeitgeist-Terrarium: Anne Imhof
Sie gilt als Erneuerin der zeitgenössischen Kunst und hat 2017 bei der Biennale in Venedig für eine Sensation gesorgt. Mit der 5-stündigen Groß-Performance "Faust", die mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet worden ist, löste die deutsche Performance-Künstlerin Anne Imhof gemischte Gefühle aus. Kalt gelassen hat sie wohl die wenigsten. Imhof schickte das Publikum in ein steriles Kunst-Terrarium: Draußen bellen die scharfen Hunde hinter einem rund zwei Meter hohen Maschendrahtzaun. Drinnen geht es nicht weniger schaurig zu. Eine junge Frau erhebt die Stimme. Sie singt, wirft den Kopf samt voller Haarpracht nach vorne, wiederholt die Bewegung immer wieder. Ist es noch Headbangen, eine Geste der Popkultur, oder sind es die Symptome des Hospitalismus, die sich in den Körper einschleichen? Trotz cleaner Techno-Ästhetik, versprüht Anne Imhofs Performance-Kunst mitunter den Bombast und das Pathos eines Wagnerschen Gesamtkunstwerks. Ohne ausladender Kulisse und Pomp bricht sich hier die ganz große Geste Bahn.

Die Radiokolleg-Langzeitserie ´Positionen in der Kunst` will Kristallisationspunkte in der Entwicklung der Kunst der letzten 50 Jahre aufzeigen: Momente, in denen sich eine neue Dringlichkeit, mediale Sensibilität oder auch politische Durchschlagskraft auf eine Weise manifestierte, die man bis dato so noch nicht gekannt hatte. Eine Kunst, die traditionelle Genres transzendiert und im intermedialen Diskurs neue ästhetische Sprachen zwischen Sinn und Sinnlosigkeit, zwischen Traum und Trauma zur Debatte stellt. Von Peter Weibel bis Anne Imhof, von Yoko Ono bis Ryan Trecartin.

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