Marienstatue

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Gedanken für den Tag

Martina Pippal über Maria Himmelfahrt

"Mariendarstellungen und Himmelfahrten aller Art" von Martina Pippal, Kunsthistorikerin und Künstlerin. - Gestaltung: Alexandra Mantler

Das Fest "Mariä Himmelfahrt" am vergangenen Mittwoch hat eine fast 2000-jährige Geschichte. Rückblickend erscheint sie wie ein langer bunter, bis in unsere Gegenwart reichender Teppich. Legenden, Wünsche, Ängste und Theorien sind in ihm derart eingewoben, dass sie ein harmonisches Ganzes bilden. Die Erklärung von "Mariä Aufnahme in den Himmel" zum Dogma (also zur verbindlichen Glaubenswahrheit) 1950 rückt dieses Ganze neuerlich in den Fokus. Einzelheiten treten schärfer hervor:

Maria sei, so das Dogma, in "verklärter und leibseelischer Einheit" in das Himmelreich aufgenommen worden, befände sich also schon jetzt "in der Gegenwart Gottes". Dort sei sie ihrem Sohn, Christus, gleichgestellt, müsse aber doch deutlich von diesem unterschieden werden; sprich: Maria ist nicht Teil der Trinität. Dessen ungeachtet darf, ja muss sie verehrt werden.

Dass sich dem Inhalt des Dogmas nicht mit dem Werkzeug der Logik beikommen lässt, liegt auf der Hand. Was also tun? Den durch fast zwei Jahrtausende gewebten Teppich einrollen? Entsorgen? - Besser, wir sehen das Gewebe genauer an, besonders seinen Anfang aus dem 2. oder 3. Jahrhundert. Dort erkennen wir Motive, die in der Entstehungszeit des Christentums, in der Antike, ihre Parallelen haben:

Gleich zu Beginn erscheinen "Jungfrauenempfängnis" und "Himmelfahrt". - Auch Danaë empfing ihren Sohn Perseus als Jungfrau. Alexander der Große erfuhr die Apotheose; vergöttlicht sollte er sein Reich vom Himmel her schützen. Im Tanach, im Ersten Testament, lesen wir von der Entrückung Henochs und der Himmelfahrt des Propheten Elias; später kam die Legende von der Himmelfahrt des Moses auf.

Neue Motive treten im 4. und 5. Jahrhundert durch die soziale Aufwertung Jesu und seiner Mutter hinzu. Denn sobald sich aus dem Reformjudentum, um das es Jesus von Nazareth gegangen war, die Kirche formiert hatte und diese unter den Schutz der römischen Kaiser gelangt war, zog Christus mit dem Kaiser und Maria mit der Kaiserin respektive der Kaiserinmutter gleich. Aus dem 6. Jahrhundert stammt - als neues Motiv - das Interesse an Marias Leib. Der Gedanke, der Körper, der Christus ausgetragen hat, verwese irgendwo vor sich hin, wurde unerträglich. Es ist die Epoche der zunehmenden Missachtung des Körpers (längst wurden die bei den Römern legendäre Körperpflege und die Kanäle vernachlässigt, längst waren die Olympischen Spiele abgeschafft). Wertschätzung erfuhr allein das Geistige. Die Vorstellung reifte, der Körper der Gottesgebärerin sei aus der Welt des Materiellen gerettet worden.

Service

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Matthias Bartolomey
Komponist/Komponistin: Klemens Bittmann
Album: MERIDIAN
Titel: Karussell
Ausführende: BartolomeyBittmann
Ausführender/Ausführende: Matthias Bartolomey /cello
Ausführender/Ausführende: Klemens Bittmann /violine, mandola, viola
Länge: 02:00 min
Label: Milchrecords BB01

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