ORF/JOSEPH SCHIMMER
Radiokolleg - Soul made in Manhattan
Die Geschichte von Scepter Records (4). Gestaltung: David Baldinger
6. September 2018, 09:45
Anfang der 1960er Jahre war das Musikgeschäft fest in Männerhand. Auch in Manhattan, wo an der Adresse Broadway 1619 das Herz der amerikanischen Unterhaltungsmusik am lautesten schlug und damit global den Puls vorgab. 1962 waren dort, im sogenannten "Brill Building", gut 150 Musikverlage unter einem Dach vereint. Die große Pop-WG beherbergte Komponisten, Produzenten und Verlage und teilte den Kuchen des florierenden Musikgeschäfts unter sich auf.
Für Florence Greenberg aus Passaic, New Jersey war das Musikbusiness eine Fantasie und das Brill Building ihr Sehnsuchtsort fernab der biederen Vorstadtexistenz, die sie als Ehefrau und Mutter zweier Kinder lebte. Dabei entsprach Greenberg nie wirklich den gesellschaftlichen Konventionen. Früh schon engagierte sie sich politisch und sorgte dafür, dass ihr blinder Sohn Stanley in eine eigene Klasse für benachteiligte Kinder kam. Ihr Eintreten erzwang eine staatliche Gesetzesänderung. 1958 wurde sie dann tatsächlich eine der ersten Frauen, die ein eigenes Plattenlabel gründeten und Greenberg rauschte schnell in die höheren Sphären der Branche vor.
Im gleichen Jahr noch nahm sie die vier besten Schulfreundinnen ihrer Tochter auf - The Shirelles. Greenberg kreierte ihren eigenen Sound. Girl Groups wurden zum großen Ding und Greenbergs Label Scepter Records zum Überraschungserfolg. Auch vier junge Musiker in Liverpool bekamen eine der 45" Singles aus dem Hause Scepter in die Hand - danach gehörte "Boys" jahrelang zum Live-Repertoire der Beatles. Geschrieben hat den Song Luther Dixon, ein afro-amerikanischer Sänger, Produzent und Songwriter, der gemeinsam mit Greenberg das Herz des Labels bildete. Die Self-Made Woman ließ sich bald auch romantisch mit Dixon ein - in den USA der 1960er Jahre ein deutliches Statement.
Als der junge Songwriter Burt Bacharach mit der Probeaufnahme einer neuen Komposition in Greenbergs Büro auftaucht, fällt deren Augenmerk auf eine der Backgroundsängerinnen. Bacharachs Auftrag war es, sie ausfindig zu machen und zum Label zu holen. Die junge Frau hieß Dionne Warwick und wurde schnell zum Aushängeschild des kleinen Labels. Burt Bacharach und sein Partner Hal David schrieben jahrelang Hit um Hit für Warwick und Florence Greenberg expandiert weiter.
1970 staubte die Bacharach/David Nummer "Raindrops Keep Fallin' On My Head" den Oscar für den besten Song ab. Davor provozierte Scepter einen Besuch des FBIs wegen angeblich obszöner Textpassagen im Überraschungshit "Louie, Louie" der Kingsmen und Andy Warhol schleppte The Velvet Underground im April 1966 in die Scepter Studios um einen Prototyp des Debütalbum The Velvet Underground & Nico aufzunehmen. Bis 1976 das Disco-Fieber das Unternehmen dahinraffte, zählte da Label zu den wendigsten und einflussreichsten Independent-Labels in den USA. Girl Power, Manhattan Soul und eine starke Frau, die wusste was sie wollte - die Geschichte von Florence Greenberg und Scepter Records gehört zu den großen Underdog-Märchen des Pop.
Sendereihe
Gestaltung
Playlist
Komponist/Komponistin: Chuck Jackson
Titel: I Don't Want to Cry
I: Chuck Jackson
Länge: 00:25 min
Label: Scepter Records
Komponist/Komponistin: Ralfi Pagan
Titel: Make It With You
I: Ralfi Pagan
Länge: 00:13 min
Label: Scepter Records
Komponist/Komponistin: The Isley Brothers
Titel: Twist and Shout
I: The Isley Brothers
Länge: 00:20 min
Label: Scepter Records
Komponist/Komponistin: The Beatles
Titel: Twist and Shout
I: The Beatles
Länge: 00:14 min
Label: Scepter Records
Komponist/Komponistin: The Kingsmen
Titel: Louie Louie
I: The Kingsmen
Länge: 00:32 min
Label: Scepter Records
Komponist/Komponistin: B.J Thomas - Raindrops
Titel: Keep Fallin' On My Head
I: B.J Thomas - Raindrops
Länge: 00:45 min
Label: Scepter Records
Komponist/Komponistin: B.J Thomas
Titel: The Eyes Of A New York Woman
I: B.J Thomas
Länge: 00:09 min
Label: Scepter Records
Komponist/Komponistin: Mark James
Titel: Suspicious Minds
I: Mark James
Länge: 00:32 min
Label: Scepter Records
Komponist/Komponistin: Elvis Presley
Titel: Suspicious Mind
I: Elvis Presley
Länge: 00:16 min
Label: Scepter Records
Komponist/Komponistin: Don Downing
Titel: Dreamworld
I: Don Downing
Länge: 00:25 min
Label: Scepter Records
Komponist/Komponistin: Tom Moulton
Titel: Dreamworld (Tom Moultin Mix)
I: Tom Moulton
Länge: 00:12 min
Label: Scepter Records
Komponist/Komponistin: Dionne Warwick
Titel: Odds And Ends
I: Dionne Warwick
Länge: 00:14 min
Label: Scepter Records
Komponist/Komponistin: The Shirelles
Titel: Don't Say Goodbye
I: The Shirelles
Länge: 00:13 min
Label: Scepter Records
Komponist/Komponistin: Jesse Green
Titel: Nice and Slow
I: Jesse Green
Länge: 00:08 min
Label: Scepter Records