Medizin und Gesundheit

Schutz vor schweren Medikamentenwechselwirkungen und -nebenwirkungen

Dr. med. Digital - Mehr Sicherheit durch e-Medizin?

Auch wenn in der Hausarztpraxis das gute alte Stethoskop und die Blutdruckmanschette nach wie vor zum Standardrepertoire gehören, haben digitale Techniken auch hier längst Einzug gehalten. Mit e-Health, e-Medikation oder elektronischer Gesundheitsakte (ELGA) sollen in Zukunft die erhobenen Befunde nicht mehr auf einer Karteikarte, sondern im Computernetzwerk abgespeichert werden.

Von der e-Medikation bis zur Gesundheits-App

Digitalisierung in der Medizin hat viele Gesichter. Die viel diskutierte elektronische Gesundheitsakte ist hier nur ein Teilbereich.
Die Speicherung von Befunden und verordneten Medikamente, um Wechselwirkungen vermeiden zu können, ist längst überfällig. Die Zukunft wird auf mehreren Ebenen mehr Sicherheit für alle Beteiligten bringen: Es geht um Befundübermittlung innerhalb des Krankenhauses, die Vernetzungen mit niedergelassenen Ärzten, um Telemedizin und Ferndiagnosen über Kontinente hinweg, die Erfassung gesundheitsrelevanter Daten über Wearables, also am Körper getragene Geräte, bis hin zum Operationsroboter im Smart Hospital, dem digitalisierten Krankenhaus 4.0.
In diesem Jahr wurde etwa das Ordensklinikum Linz Elisabethinen international als erstes Spital für den hohen Digitalisierungsgrad ausgezeichnet und gilt somit als eines der wenigen vollständig digitalisierten Krankenhäuser im deutschsprachigen Raum.

Kritik an ELGA und Co.

Trotz Kritik an manchen Entwicklungen (Stichwort ELGA) steht die Standesvertretung der Mediziner der Digitalisierung prinzipiell nicht ablehnend gegenüber. In der Praxis gestalte sich dies jedoch schwierig, wie der Niederösterreichische Allgemeinmediziner Christian Schwarz erklärt. Selbst als "ELGA-friendly User", also Testanwender des Hauptverbandes, von Anbeginn dabei, kritisiert er, dass die Digitalisierung neben den Kosten auch viel Zeit in Anspruch nimmt. Diese fehlt dann für die Betreuung der Patienten und es wurden außerdem viele Systeme schlicht an der Ärzteschaft vorbei entwickelt.
Nichtsdestotrotz haben E-card und Co. längst den Krankenschein abgelöst. 2018 wurde die Elektronische Gesundheitsakte noch um die Funktion der e-Medikation erweitert, in der die verordneten bzw. in der Apotheke abgeholten Medikamente in Form einer sogenannten "e Medikationsliste" für ein Jahr in ELGA verfügbar gemacht werden. Schließlich ist die Polypharmazie, also die gleichzeitige Einnahme von mehr als 5 Medikamenten gerade bei älteren Patientinnen und Patienten durchaus üblich. Die elektronische Kontrolle soll dabei helfen, potentielle Wechselwirkungen oder Mehrfachverordnungen zu verhindern.

E-Medikation bis 2019 flächendeckend in Österreich

Der Ausbau der E-Medikation schreitet in Österreich endlich voran. Anfang 2018 wurde das System in Vorarlberg implementiert, danach in der Steiermark und Kärnten. Die weiteren Bundesländer werden nun sukzessive folgen. Die Sozialversicherung geht davon aus, dass mit 19. September 2019 die
e-Medikation in ganz Österreich flächendeckend im Einsatz sein wird.
Zurzeit wird diese Funktion von ELGA in 1.622 Arztpraxen, sowie 344 Apotheken angewendet. Bis Mitte August wurden rund 7,4 Millionen Verordnungen in der e-Medikation gespeichert.

Moderation: Univ.-Prof. Dr. Manfred Götz
Sendungsvorbereitung: Dr. Ronny Tekal
Redaktion: Dr. Christoph Leprich

Reden auch Sie mit! Wir sind gespannt auf Ihre Fragen und Anregungen. Unsere Nummer: 0800/22 69 79, kostenlos aus ganz Österreich.

Ist die Praxis Ihrer Hausärztin/ihres Hausarztes bereits digitalisiert?

Haben Sie bezüglich Datenschutz bei der elektronischen Verarbeitung Ihrer Gesundheitsdaten Bedenken?

Müssen Sie mehr als 5 Medikamente gleichzeitig einnehmen?

Wurden Sie auf mögliche Wechselwirkungen hingewiesen?

Haben Sie den Eindruck, dass im Krankenhaus Untersuchungen unnötiger Weise wiederholt werden, weil zuvor erhobene Befunde nicht weitergeleitet werden?

Service

OA Dr. med. Mag. Josef König,
Facharzt für Innere Medizin, Hämatologie und Onkologie
Interne Abteilung Ordensklinikum Linz Elisabethinen
Fadingerstraße 1
A-4020 Linz
Tel: +43/732/7676 4400
E-Mail
Homepage

Assoc. Prof. Priv. Doz. Dr. Markus Zeitlinger
Facharzt für Innere Medizin und Klinische Pharmakologie, Klinikvorstand Universitätsklinik für Klinische Pharmakologie Meduni Wien
Währinger Gürtel 18-20
A-1090 Wien
Tel: +43/1/ 40400 29810
E-Mail
Homepage

Dr. Christian Schwarz
Arzt für Allgemeinmedizin
Referatsleiter für IT und Telemedizin ÄK NÖ
Birkenweg 10
A-3281 Oberndorf a.d. Melk
Tel: +43 7483 335
E-Mail
Homepage

Vorteile durch verstärkten Einsatz von E-Medizin (ORF Niederösterreich 2018)

Tag der Patientensicherheit zur Digitalisierung 2018


Aktueller Stand der e-Medikation (Hauptverband 2018)



Auszeichnung Ordensklinikum Linz für Volldigitalisierung 2018


Statement der Ärztekammer Österreich zu E-Health (9/2018)


Polypharmazie - Vorsicht, Wechselwirkung (Info-Folder Sozialversicherung)


Bericht aus Deutschland über Häufigkeit schwerer Medikamentennebenwirkungen

Stiftung Warentest
Medikamente im Test: 9000 Arzneimittel geprüft und bewertet | Handbuch von Stiftung Warentest mit Wechselwirkungen, Nebenwirkungen und Wirkstoffen
Stiftung Warentest 2017

Johannes Jörg
Digitalisierung in der Medizin: Wie Gesundheits-Apps, Telemedizin, künstliche Intelligenz und Robotik das Gesundheitswesen revolutionieren
Springer Verlag 2018

Thomas Schulz
Zukunftsmedizin: Wie das Silicon Valley Krankheiten besiegen und unser Leben verlängern will
Deutsche Verlags-Anstalt

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