UDO LEITNER
Contra - Kabarett und Kleinkunst
Heilung vom bipolaren Verhältnis zum Mutterland
"Austrophobia" - Das neue Programm von Andreas Vitásek. Gestaltung: Silvia Lahner
14. Oktober 2018, 19:05
Willkommen in Andreas Vitaseks Reich der Ängste, Zwänge und Idiosynkrasien! Am Anfang dieses Programms stand der gut gemeinte Rat eines Freundes, erzählt Andreas Vitasek: Mach nichts über das Alt werden!
Eine Vorgabe, die der Kabarettist dann doch nicht ganz einhalten wollte. Und sei es nur der Pointe wegen, sich einen Barhocker auf die Bühne zu stellen und darüber zu sinnieren, wie man langsam von der Standup Comedy zum Sitdown Entertainment wechselt.
Der Titel seines 13. Programms stand für Andreas Vitasek schon im Jahr 2014 fest. Damals spielte er sein Solo Sekundenschlaf gerade einmal ein paar Monate und der mahnenden Eintrag "Austrophobia" im Mobiltelefon sollte den Künstler daran erinnern, dass nach der Premiere auch gleichzeitig vor der Premiere ist. Dass sich der Titel als Basis für Reflexionen äußerst gut eignet, das zeigt sich jetzt, vier Jahre später, vielleicht noch deutlicher.Andreas Vitasek arbeitet sich systematisch durch die vielfältigen Formen der Ängste und Phobien. Er erklärt den Unterschied zwischen Platzangst, der Furcht vor freien Plätzen und der Raumangst, der Klaustrophobie.
Er erzählt von seiner Höhenangst, die ihn nicht in die Tiefe schauen lässt und erinnert sich an einen Begegnung mit Falco, die sich treffend in sein Austrophobia-Kaleidoskop fügt. Andreas Vitasek lässt sich in seinem 13. Solo als Erzähler jede Freiheit, thematisch oder atmosphärisch unerwartet abzubiegen. Eingedenk seiner Definition von Austrophobia als die Angst in uns bringt er die unterschiedlichsten Geschichten in seinem Programm unter. Er sinniert über Religion und Rituale, über wählen und Aberglauben, über Trachten und Nationalismus, über Rechnitz und Freud, über Heimat und Zuhause.
"Bin ich austrophob, weil ich lieber wegfahre als ankomme", fragt der Kabarettist sein Publikum, das er zu einer temporeichen und von assoziativen Gedankenspielen geprägten Reise einlädt. Einer Reise, die entlang gängiger Befürchtungen, Ängste und Phobien zum möglichen Ursprung des österreichischen Wesens führen soll. Zwischenstationen im eigenen Leben geben die Möglichkeit, heiter pessimistisch die eigenen Zweifel zu thematisieren.
Und weil in Andreas Vitaseks Programm Austrophobia keine Berührungsängste zum Ernst des Lebens vorgesehen sind, spielt auch der Tod keine unbeträchtliche Rolle. Sei es in Form der Angst vor dem Unabwendbaren oder in der Figur der Tod-Puppe, die in Vitaseks Programmen schon einen Fixplatz erobert hatte und nun nach zehn Jahren Pause wieder zurückkehren darf.