Andreas Vitasek

APA/EXPA/JAKOB GRUBER

Kabarett

Andreas Vitasek: "Austrophobia"

"Austrophobia" heißt das neue Soloprogramm von Andreas Vitasek. Neben der titelgebenden Phobie vor Österreich greift der 62-jährige Kabarettist und Schauspieler darin vor allem Begriffe wie Heimat und Fremdsein, Zugehörigkeit und Migration auf.

Seit 37 Jahren steht Andreas Vitasek auf der Kabarettbühne und immer noch gilt: Der politische Holzhammer ist seine Sache nicht. "Ich bin kein politischer Kabarettist", meint Vitasek. Viel lieber verpackt er seine Kommentare und Seitenhiebe in launige Alltagsbeobachtungen, etwa in der U-Bahn oder im Flugzeug, und seziert - die feine Klinge frisch geschliffen - mit Wort und Stimme, Mimik und Gestik genüsslich das, was man so gern als österreichische Seele bezeichnet: erfrischend kleinkariert, liebenswert pessimistisch, aber auch ziemlich beängstigend.

Austrophobie in allen Facetten

Austrophobia, also die Angst vor Österreich und seiner Kultur, wird zum titelgebenden Leitfaden durch das 13. Programm des Kabarett-Urgesteins, das sich auch zahlreicher anderer Phobien, also Ängste ohne reale Grundlage, annimmt.

Kulturjournal | 24 09 2018 | Interview mit Andreas Vitasek

Wolfgang Popp

"Der Titel ist keine Reaktion auf die aktuelle Regierung, sondern den habe ich schon 2013 notiert, weil mir das Wort so gut gefallen hat", sagt Andreas Vitasek, der seine Angst vor dem politischen Geschäft mit der Angstmache diesmal dennoch ungewohnt direkt zur Sprache bringt und von Deutschtümelei bis zu nationalistischer Besinnung auf Heimat und Tracht kein Thema auslässt.

Geschichtenerzähler ohne Rücksicht auf Verluste

Dazwischen wechselt Vitasek, der begnadete Geschichtenerzähler mit Gespür für Tempo und Rhythmus, unvermutet zwischen platten Witzen, subtilen Gesellschaftsanalysen und todernsten Botschaften und zeigt dabei keinerlei Angst vor der beklemmenden Stille im Raum, etwa wenn es um ertrunkene Flüchtlinge im Mittelmeer geht.

Lose Anekdotensammlung

Fast zweieinhalb Stunden dauert der rasante, nicht ganz pannenfreie Abend, bei dem als finale Überraschung nach zehn Jahren die Todespuppe ("Zippe zappe") wieder auferstehen darf. Ein Abend, der in loser Abfolge und waghalsigen Assoziationsketten von der südburgendländischen Mentalität über die freudsche Traumdeutung bis zur Angst vor dem Alter führt und der sich am Ende leider doch eher als Anekdotenfleckerlteppich denn als dramaturgisches Ganzes erweist. Nichts desto trotz: Vitasek beim kabarettistischen Teppichknüpfen zuzusehen, lohnt sich allemal.

Gestaltung