APA/HERBERT PFARRHOFER
Buch & Jubiläum
Maschek redet drüber - 20 Jahre Politsatire
Sie drehen den Mächtigen den Ton ab und reden selber drüber. Vor mittlerweile 20 Jahren hat das Satire-Trio Maschek begonnen, TV-Bilder zu synchronisieren und damit eine neue Form der politischen Satire erfunden. Zum Bühnenjubiläum geht die Gruppe nun auf Österreich-Tournee.
27. Oktober 2018, 02:00
Mittagsjournal | 26 09 2018
Ob Sebastian Kurz oder Alexander van der Bellen, ob Wladimir Putin oder Angela Merkel: Keiner kommt ungeschoren davon, wenn das Satire-Trio Maschek tagesaktuellen Fernsehbildern eine neue Stimme gibt. Maschek legt den Mächtigen und Prominenten Worte in den Mund, erfindet Dialoge, die Politiker einander hinter vorgehaltener Hand zuflüstern, deutet staatstragende Reden und Interviews um.
Mit dieser originellen Synchronisation originale TV-Bilder hat Maschek eine neue Form der politischen Satire entwickelt, die das Publikum seit nunmehr 20 Jahren begeistert. Wenn Sie immer schon wissen wollten, was Staatsmänner und -frauen einander am roten Teppich zuflüstern, Maschek liefert eine humor- und phantasievolle Antwort darauf.
ORF/URSULA HUMMEL-BERGER
Robert Stachel und Peter Hörmanseder
Eine spontane Idee wird zum Hit
Die Idee des Synchronisationskabaretts, für die das Trio bekannt ist, ist ganz spontan entstanden, während eines Auftritts im Wiener Szeneclub Flex am Abend der Nationalratswahlen 1999, als die FPÖ zweitstärkste Kraft in Österreich geworden ist: "Wir waren zu einem Public Viewing der Nationalratswahlen eingeladen. Als die Politiker in der Elefantenrunde aufeinandertreffen haben wir spontan den Ton abgedreht und begonnen, die Bilder zu synchronisieren", erinnert sich Robert Stachel.
Seither ist Maschek mit zahlreichen Bühnenshows durch Österreich getourt. Seit 2012 tritt die Gruppe einmal wöchentlich in der ORF-Late-Night-Show "Willkommen Österreich" auf. Auf YouTube erreichen Clips der Gruppe Rekordwerte.
Zum 20-jährigen Bühnenjubiläum geht Maschek ab heute auf Österreich-Tournee und präsentiert eine absurd-humorige Rückschau auf das politische Geschehen der vergangenen Jahrzehnte. Sieben österreichische Bundeskanzler hat Maschek seit 1999 synchronisiert, sechs ÖVP-Chefs, vier US-Präsidenten und einen ÖSV-Chef. "Die Konstante in Österreich bleibt der Skisport", meint Peter Hörmanseder. "Der einzige, der in all den Jahren geblieben ist, ist Peter Schröcknadel."
"Satire darf alles, aber nicht alles ist Satire"
Zum Jubiläum von Maschek ist im Czernin-Verlag nun auch ein Buch mit Gastbeiträgen von prominenten Fans erschienen. Stefanie Sargnagel und Gerhard Haderer haben Cartoons beigesteuert, Autorin Vea Kaiser macht sich Gedanken über die politische Sprengkraft des Synchronisationskabaretts, Rabenhof–Direktor Thomas Gratzer erinnert sich an magische Bühnenmomente.
"Was darf Satire? Alles!", schrieb der große deutsche Schriftsteller Kurt Tucholsky 1919. Hundert Jahre später wird wieder über die Grenzen der Satire diskutiert. Mohammed-Karikaturen lösen in Dänemark heftige Proteste aus, Redakteure der Satire-Zeitschrift "Charlie Hebdo" werden 2015 von islamischen Fundamentalisten ermordet und die Staatsanwaltschaft Mainz leitet gegen den deutsche Entertainer Jan Böhmermann wegen seines Schmähgedichts über Recep Tayyip Erdogan 2016 ein Strafverfahren ein.
Mit Blick auf diese aktuellen Diskussionen nennen Maschek ihr Buch "Satire darf al". Sind die Gewissheiten von einst also brüchig geworden? "Satire darf alles", resümiert Robert Stachel, "aber nicht alles ist Satire."
Service
Christopher Wurmdobler, Maschek (Hg.), "Maschek - Satire darf al", Czernin