Ronaldo Schemidt, Agence France-Presse, Krise in Venezuela, World Press Photo des Jahres

RONALDO SCHEMIDT, AGENCE FRANCE-PRESSE

Ausstellung in Wien

Krieg und Hoffnung - World Press Photo 2018

Die Aufnahme eines venezolanischen Demonstranten, dessen Kleidung Feuer gefangen hat, wurde 2018 zum Pressefoto des Jahres gewählt. Zu sehen ist dieses Bild zusammen mit den anderen ausgezeichneten Fotos des World Press Photo Award von heute Abend an im Wiener Westlicht.

Morgenjournal | 13 09 2018

Wolfgang Popp

Die Terrorattacke auf der Londoner Westminster Bridge, bei der ein Islamist in eine Menschenmenge raste, der Kampf gegen den IS in Mossul und das blindwütige Schussattentat eines Amokschützen auf die Besucher eines Country-Festivals in Las Vegas.

Zuerst die Moral, dann das Foto

Es sind schockierende Bilder traumatisierter Zeugen und blutender Opfer, die jedes Mal aufs Neue die Frage aufwerfen, was gezeigt werden soll und nicht gezeigt werden darf. Für World Press Photo ganz zentral, ist aber auch die Frage der moralischen Haltung des Fotografen, so Kuratorin Sanne Schim van der Loeff: "Jeder Fotograf, der am Wettbewerb teilnehmen will, muss einen Ethikkodex unterschreiben, in dem er garantiert, dass er die Folgen des Fotos für den Fotografierten abschätzen kann und dass er sich den Fotografierten gegenüber angemessen und respektvoll verhalten hat."

Ausstellungsansicht

WESTLICHT/CHRISTOPH WELKOVITS

Die Dritte Welt fotografiert zurück

4.500 Fotografen aus 125 Ländern haben ihre Bilder für den World Press Photo Award eingereicht und diese Internationalität bildet sich auch bei den Preisträgern ab. Kuratorin Sanne Schim van der Loeff: "Lange Zeit sind die Kriege und Konflikte weltweit fast ausschließlich von westlichen Fotografen dokumentiert worden. Durch die Digitalisierung und die leichtere Verfügbarkeit guter Kameras findet derzeit aber eine Demokratisierung des Fotojournalismus statt, das heißt, wir haben jetzt immer mehr einheimische Fotografen, die darüber berichten, was in ihren Ländern passiert."

Beispiel dafür ist das Siegerfoto des brennenden venezolanischen Demonstranten, das von dem Venezolaner Ronaldo Schemidt stammt. Aber auch das Bild einer Gruppe Rohingya, die von einem Hügel in Bangladesch aus über die Grenze auf ihre brennenden Hütten in Burma schauen, für das Masfiqur Akhtar Sohan aus Bangladesch ausgezeichnet wurde.

Ausstellungsansicht

WESTLICHT/CHRISTOPH WELKOVITS

Erschwommene Freiheiten

Bei all den Konflikten, so Kuratorin Sanne Schim van der Loeff, habe sie zuletzt aber auch eine interessante Beobachtung gemacht: "Natürlich berichten viele Fotografen von Krieg und Krisen, was auch wichtig ist. Gleichzeitig fällt aber auf, dass immer mehr von ihnen ihre Aufmerksamkeit von den Problemen hin zu Lösungsvorschlägen wenden."

So zeigt die amerikanische Fotografin Anna Boyiazis in ihrer Serie "Finding Freedom in the Water", wie sich junge Frauen im konservativ-islamischen Sansibar neue Freiheiten erschwommen haben. Nachdem schwimmende Frauen dort lange Zeit ein No-Go waren, sorgten Ganzkörperkostüme und ein Schwimmkurs für ein Einlenken der Obrigkeit. Anna Boyiazis: "Es war nicht einfach, Zugang zu finden. Als meine E-Mails alle unbeantwortet blieben, flog ich nach Sansibar und stellte mich persönlich vor. Danach begannen die Projektbetreiber in monatelanger Arbeit die Dorfältesten, Lehrer und die Eltern der Mädchen zu überzeugen, dass meine Bilder der Sache nützen würden."

Bilder, die nützen, wirken und nachhallen. Die Bilder des World Press Photo Award 2018 sind bis 21. Oktober im Wiener Westlicht zu sehen.

Service

World Press Photo
Westlicht - World Press Photo 18

Gestaltung

  • Wolfgang Popp