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Dimensionen
Das Subjekt als Untertan
Zum 100. Geburtstag des französischen Philosophen Louis Althusser
Von Nikolaus Halmer
16. Oktober 2018, 19:05
Louis Althusser war ein wesentlicher Repräsentant des französischen Strukturalismus, den er mit dem Marxismus verband. Die Formung des Individuums durch die Staatsmacht stand im Zentrum seines Denkens. Er analysierte die Abhängigkeit des Einzelnen von den ökonomischen und ideologischen Strukturen im kapitalistischen System.
Institutionen wie Schule, Kirche oder Familie - die sogenannten "ideologischen Staatsapparate" - konstituieren die Identität der Individuen. Die Menschen, die die vorgegebenen Normen und Werte internalisieren, erliegen der Illusion, sie selbst geschaffen zu haben und engagieren sich dafür. Das Subjekt ist also nichts Ursprüngliches, sondern das Resultat unterschiedlicher ideologischer Formationen. Ein Untertan, der glaubt, freiwillig zu handeln und reibungslos funktioniert, "ohne dass er einen Gendarmen um sich hat". Ein Ausbrechen aus diesen totalitären Strukturen schien Althusser unmöglich.
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Literatur:
Louis Althusser: Für Marx, Herausgegeben von Frieder Otto Wolf, edition
suhrkamp 2600
Louis Althusser, Etienne Balibar, Roger Establet, Pierre Macherey, Jacques Rancière: Das Kapital lesen, Verlag Westfälisches Dampfboot
Louis Althusser: Einleitung in die Philosophie für Nichtphilosophen, Herausgegeben von G. M. Goshgarian, Passagen Verlag
Louis Althusser: Als Marxist in der Philosophie, Herausgegeben von G. M. Goshgarian, Passagen Verlag
Louis Althusser: Materialismus der Begegnung, diaphanes Verlag
Louis Althusser: Die Zukunft hat Zeit. Die Tatsachen. Zwei autobiografische Texte, S.Fischer Verlag (antiquarisch erhältlich)
Isolde Charim: Der Althusser-Effekt. Entwurf einer Ideologietheorie, Passagen Verlag
Robert Pfaller: Althusser. Das Schweigen im Text, Wilhelm Fink Verlag (antiquarisch erhältlich)