Medizin und Gesundheit

Die vielen Spielarten von Kopfschmerzen


Die Schilderungen der Kopfschmerzgeplagten sind gleichermaßen bildhaft wie beängstigend. "Als ob der Kopf in eine Schraubzwinge gespannt wäre", "der Schädel explodiere" oder man "mit einem Fleischermesser im Gehirn umrühren würde". Dabei sind die Ursachen von außen nicht zu sehen, weder Bluttests noch bildgebende Verfahren lassen sich zur Diagnose heranziehen. So werden nach wie vor viele Betroffene vom Umfeld und den Arbeitgebern nicht ernst genommen. Andere sehen sich in der Bringschuld, "Beweise" für ihre Kopfschmerzen liefern zu müssen.

Kopfschmerz hat viele Gesichter

Von den rund 200 Kopfschmerzformen macht, neben dem Spannungskopfschmerz, die Migräne den Großteil der Fälle aus. Etwa jede siebte Person in Österreich leidet darunter, auch Kinder und Jugendliche sind zunehmend betroffen.
Eine seltene aber überaus heftige Form stellt der episodenhaft auftretende Cluster-Kopfschmerz dar, von dem eher Männer heimgesucht werden und der unseren Studiogast, den Kabarettisten Wolfgang Fifi Pissecker an den Rand des Wahnsinns getrieben hat.
Auch wenn die Schmerzattacken bei den meisten von Kopfweh geplagten Personen nicht derart dramatisch und nur sporadisch auftreten, gehen EU-weit mehr als 190 Millionen Arbeitstage durch das "Gewitter im Kopf" verloren.

Vielfältige Trigger

Stress, Rauchen, Alkohol, Verspannungen im Nacken oder auch das Wetter können Kopfschmerzen auslösen. Vor allem bei der Migräne dürften Schwankungen im Hormonhaushalt eine große Rolle spielen. Da vor allem Frauen vor der Menopause betroffen sind, nimmt man an, dass das Östrogen die Schmerzrezeptoren rund um den Trigeminusnerv, der das Gesicht versorgt, sensibilisiert.
In den meisten Fällen lassen sich zum Glück keine zugrundeliegenden schweren Erkrankungen feststellen. Treten Kopfschmerzen jedoch in einer neuen Form überaus heftig auf, so sollte dies umgehend abgeklärt werden.

Neue Therapiemöglichkeiten

Nur wenige suchen fachlichen Rat bei Neurologen oder spezialisierten Zentren. Die meisten behelfen sich mit Kopfschmerztabletten, die rezeptfrei erhältlich sind, und begeben sich auf Dauer damit in eine gefährliche Abwärtsspirale. Denn auch die Medikamente selbst können nach längerer Anwendungsdauer Kopfschmerzen auslösen.
Dabei gäbe es, so Christian Wöber, Leiter der Kopfschmerzambulanz im Wiener AKH, eine ganze Reihe guter Therapiemöglichkeiten. Neuerdings halten auch die Biologika Einzug in die Behandlung. Diese Substanzen werden seit vielen Jahren in der Behandlung von Rheuma, chronisch entzündlichen Darmerkrankungen, Krebs, usw. eingesetzt.
Seit kurzem sind die ersten monoklonalen Antikörper für episodische und chronische Migräne zugelassen. Die Medikamente blockieren die körpereigne Substanz CGRP (Calcitonin-Gene-Related-Peptide), welche die Blutgefäße im Gehirn erweitert. Eine Therapie, die allerdings nur für eine kleine Gruppe von Migränebetroffenen geeignet ist und mehrere tausend Euro pro Jahr kostet.
In vielen Fällen verspricht jedoch auch eine nichtmedikamentöse Behandlung Linderung - von Entspannungstechniken und komplementärmedizinischen Methoden über die manuelle Medizin und Osteopathie bis hin zu psychotherapeutischen Ansätzen.

Ronny Tekal spricht mit seinen Studiogästen über neue Behandlungsmöglichkeiten dieses unsichtbaren und doch so belastenden Volksleidens.

Eine Sendung von Dr. Christoph Leprich und Dr. Ronny Tekal

Reden auch Sie mit! Wir sind gespannt auf Ihre Fragen und Anregungen. Unsere Nummer: 0800/22 69 79, kostenlos aus ganz Österreich.

Fragen:
Was hat Ihnen bei Ihrer Form der Kopfschmerzen geholfen?
Was können Sie anderen Betroffenen aus eigener Erfahrung mitteilen?
Wurde bei Ihnen schon eine Behandlung mit den neuen Biologika durchgeführt?
Haben Sie Erfahrung mit komplementärmedizinischen Methoden?
Wie zufrieden sind Sie mit der medizinischen Betreuung?
Ist es leicht, an zufriedenstellende Therapien zu kommen?

Service

Dr.in Birgit Kraft
Fachärztin für Anästhesie und Intensivmedizin, Schmerzexpertin
Abteilung Gesundheitspolitik und
Rechtsangelegenheiten der WGKK
Wienerbergstraße 15-19
A-1100 Wien
Tel.: +43/1/60122 2812
E-Mail
Homepage

Wolfgang Fifi Pissecker (Kabarettist, Schauspieler, Regisseur und ehem. Cluster-Kopfschmerz-Patient)

Univ.-Prof. Dr. Christian Wöber
Facharzt für Neurologie und Psychiatrie
Leiter der Kopfschmerz-Ambulanz der Universitätsklinik für Neurologie
AKH Wien, Leitstelle 6A
Währinger Gürtel 18-20
A-1090 Wien
Tel.: +43/1/40400/3441
E-Mail
Homepage

Österreichische Kopfschmerzgesellschaft
Österreichische Gesellschaft für Neurologie
Österreichische Schmerzgesellschaft
OsteopathInnen-Liste (Wiener Schule für Osteopathie)
Kopfschmerzen bei Kindern (Broschüre der WKGG)
MIDAS-Fragebogen
Kopfschmerz-Kalender
Kopfschmerzen - Das müssen Sie wissen (Netdoktor)
Cluster-Kopfschmerz (MiniMed-Studium)
Migräne bei Frauen (Medmix, 12/2018)
Neues Migräne-Medikament (science.orf.at, 11/2018)

Benjamin Schäfer, "Kopfschmerzen und Migräne. Das Übungsbuch: Vorbeugen, entspannen, Schmerzen lindern", Trias Verlag 2017

Charly Gaul, Andras Totzeck, "Patientenratgeber Kopfschmerzen und Migräne", ABW Wissenschaftsverlag 2016

Rafael Häusler, "Schmerz frisst Seele - Leben mit Clusterkopfschmerz", Promaska Brand 2013

Hanne Seemann, "Kopfschmerzkinder: Was Eltern, Lehrer und Therapeuten tun können",
Klett-Kotta 2019

Sendereihe

Gestaltung