Lilli Lehmann

ÖNB

Radiokolleg - Primadonna, Gesangspädagogin, Mäzenin

Die Sopranistin Lilli Lehmann (4).
Gestaltung: Philipp Weismann

"Das Beste ist nur immer gut genug für jedes Publikum, sobald es sich um die Kunst handelt. (.) Ist es ungebildet, so muss man es mit dem Besten bekannt machen, es das Beste verstehen lassen". Das sagte - mit dem ihr eigenen Pflicht- und Verantwortungsbewusstsein - die Sopranistin Lilli Lehmann (1848-1929), eine der wohl vielseitigsten Persönlichkeiten in der Geschichte der Gesangskunst. Lilli Lehmann war nicht nur eine der berühmtesten Sängerinnen ihrer Zeit, sondern auch Pädagogin, Autorin, Regisseurin, Intendantin und Mäzenin.
Geboren wurde sie im Revolutionsjahr 1848 in Würzburg als Tochter eines Sängerehepaars. Von Natur aus an Kurzatmigkeit leidend und mit einer eher unscheinbaren Stimme bedacht, arbeitete sie sich mit eiserner Disziplin zur gefeierten Sopranistin empor. Nach Stationen in Prag, Danzig und Leipzig sang sie 15 Jahre an der Hofoper Berlin. Sie gastierte in den großen Opernhäusern Europas, ab 1882 regelmäßig auch in Wien, wo sie in Gustav Mahler einen Freund und Bewunderer gefunden hat. Im Laufe ihrer über 60-jährigen Karriere gestaltete sie etwa 170 Rollen in 120 Opern. "Isolde", "Fidelio", "Donna Anna" oder "Norma" waren einige ihrer bekanntesten Partien. Sie war Stammgast an der New Yorker Met und machte Richard Wagners Opern in den USA populär. Mit ihrem väterlichen Freund Wagner verband Lilli Lehmann schon 1876 eine abenteuerliche Erfahrung: Damals engagierte der Komponist die junge Sopranistin für die Uraufführung des "Ring des Nibelungen" nach Bayreuth, wo sie u.a. eine der Rheintöchter sang. Für Lilli Lehmann, die in den späten 1880er Jahren als die führende Wagner-Interpretin der Welt galt, war die Mitwirkung am Bayreuther "Ur-Ring" eine ihrer prägendsten Erlebnisse, wie sie in ihrer Autobiographie "Mein Weg" schreibt.
1902 veröffentlichte Lilli Lehmann mit "Meine Gesangskunst" ein Werk, das bis weit ins 20. Jahrhundert zu den einflussreichsten gesangspädagogischen Schriften zählte. Darin beschreibt sie die Physiologie des Singens u.a. anhand verschiedener Grafiken.
Um die Jahrhundertwende ließ Lilli Lehmann für sich und ihren Mann, den Tenor Paul Kalisch, eine Villa in Scharfling am Mondsee errichten. Das Haus im Salzkammergut-Stil existiert bis heute. Im 30 Kilometer entfernten Salzburg fand die Künstlerin gegen Ende ihrer Laufbahn eine ideale Wirkungsstätte und widmete sich intensiv der Beschäftigung mit Mozart. "Mozart ist meine musikalische Heimat", sagte sie einmal. Bei den "Salzburger Musikfesten", einer Art Vorläufer der Festspiele, trat sie als Sängerin, Regisseurin, und künstlerische Leiterin in Erscheinung.
Lilli Lehmann, die nicht mit der Sopranistin Lotte Lehmann verwandt ist, trug mit ihren großzügigen Spenden entscheidend zum Bau des Mozarteums bei, weshalb sie auch "Mutter des Mozarteums" genannt wurde. Am Mozarteum gründete sie 1916 die "Gesangskurse", aus denen später die Internationale Sommerakademie Mozarteum hervorging. Bis 1928, ein Jahr vor ihrem Tod, gab sie dort jeden Sommer Unterricht.

Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Robert Schumann
Titel: Mondnacht
I: Lilli Lehmann (Sopran), Fritz Lindemann (Klavier)
Länge: 03:12 min
Label: Symposium

Komponist/Komponistin: unbekannt
Titel: Frohe Botschaft (Kommt ein Vogerl geflogen), Volkslied
I: Lilli Lehmann (Sopran), Fritz Lindemann (Klavier)
Länge: 01:38 min
Label: Symposium

Komponist/Komponistin: Richard Wagner
Titel: Tristan und Isolde - Arie Isolde "Mild und leise"
I: Lilli Lehmann (Sopran), Fritz Lindemann (Dirigent), Orchester (unbekannt)
Länge: 05:25 min
Label: Symposium

Komponist/Komponistin: Vincenzo Bellini
Titel: Norma - Duett "Mira o Norma"
I: Lilli Lehmann (Sopran), Hedwig Helbig (Sopran), Dirigent u. Orchester (unbekannt)
Länge: 04:10 min
Label: Symposium

Komponist/Komponistin: Wolfgang Amadeus Mozart
Titel: Die Hochzeit des Figaro - Duett "Wenn die sanften Abendlüfte"
I: Lilli Lehmann (Sopran), Hedwig Helbig (Sopran), Dirigent u. Orchester (unbekannt)
Länge: 03:05 min
Label: Symposium

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