Eine feinnervig musizierte "Pathétique"

29. Mai 2019, 11:30

Die erste Audio-Veröffentlichung der Berliner Philharmoniker unter ihrem neuen Chefdirigenten Kirill Petrenko gilt einem vielgespielten Werk: Tschaikowskys "Pathétique". Das Orchester lässt dabei die Muskeln nur ganz dosiert spielen: Es ist keine protzige, sondern eine fein austarierte Aufnahme, mit scharfem Blick auf die musikalische Entwicklung in dieser Symphonie.

Die Edition dokumentiert das Konzert vom März 2017, in dem Kirill Petrenko nach seiner Wahl zum Chefdirigenten erstmals wieder am Pult der Berliner Philharmoniker zu erleben war.

Als Schlussstein seines Schaffens hat Tschaikowsky die "Pathétique" angelegt. Was er nicht wissen konnte: Neun Tage nach der Uraufführung, am 6. November 1893, ist er verstorben, das Werk wurde nun wirklich zum Vermächtnis.

In der Pathetique spiegelt sich Tschaikowskys lebenslanger Kampf gegen sein eigenes Schicksal wider, meint Petrenko im Booklet zur CD. Dort schreibt er: "Sein homoerotisches Verlangen wurde in jener Zeit durchaus als Makel, ja geradezu als Schande angesehen, und immer wieder hat Tschaikowsky bis zur Selbstverleugnung versucht, den bürgerlichen Erwartungen zu entsprechen. Die ständige Zerrissenheit zwischen der öffentlichen Wahrnehmung seiner Person als führendem russischen Komponisten einerseits und seiner geheim gehaltenen Gefühlswelt andererseits - das war für ihn das sogenannte Fatum, gegen das er in seiner Musik immer wieder aufbegehrte."

Wir hören in dieser Sendung auch einen Ausschnitt aus dem dritten Satz - schildert er den Sieg fremder Mächte oder den Sieg unsere Helden? "Wir kennen das Programm nicht, aber man hört an der Musik, dass es genauestens ausgearbeitet ist", so Petrenko. "Die Musik ist die genaueste Sprache von allen. Mit der Sprache der Musik kann man Sachen erzählen, die man mit Worten oder mit Bildern nicht erzählen kann."

10.000 Euro Preisgeld gibt es für den Gewinner des Ö1 Talentebörse Kompositionspreises. Das war zuletzt der Südtiroler Mathias Johannes Schmidhammer. Verbunden mit diesem Preis ist ein Kompositionsauftrag. Heute wird das brandneue Werk von Mathias Johannes Schmidhammer im Funkhaus aufgezeichnet, am Abend erfolgt die Uraufführung im Wiener Muth. Wir haben mit dem Komponisten gesprochen.

Seit Jänner läuft das Kulturjahr zwischen der Ukraine und Österreich. Zahlreiche Veranstaltungen im Zeichen des Kulturaustauschs hat es bereits gegen, nun erreicht dieses Projekt einen Höhepunkt: Heute Abend ist im Wiener RadioKulturhaus ein länderübergreifender Konzertabend angesetzt - mit dem ORF Radiosymphonieorchester Wien unter Duncan Ward und dem Solisten Andrii Pavlov. Dabei ist Musik aus Österreich und der Ukraine zu hören.

Service

Aktuelle Aufnahme:
Peter Tschaikowsky, Symphonie Nr. 6 h-Moll op., 74 "Pathétique",
Berliner Philharmoniker, Kirill Petrenko,
Berliner Philharmoniker Recordings

Ö1 Musiksalon: Ö1 Talentebörse Kompositionspreis, Mittwoch, 29. Mai 2019, 19:30 Uhr, Muth

Konzert des Kulturjahres Ukraine / Österreich, Duncan Ward, Andrii Pavlov, RSO Wien, Mittwoch, 29. Mai 2019, 19:30 Uhr, ORF RadioKulturhaus


Berliner Philharmoniker
Muth
RSO Wien
ORF RadioKulturhaus

Sendereihe

• Des Cis

Gestaltung

• Rainer Elstner