Im Rausch der Farben und Klänge

29. Mai 2019, 14:05

Neue Ausdrucksweise für die Geige

Klangschön und bewusst auf Sinnesrausch aus ist das 1. Violinkonzert von Karol Szymanowski. Uraufgeführt wurde es wurde 1916. Es ist einsätzig und kann auch als zeittypische Tondichtung verstanden werden: rhapsodisch angelegte Stimmungen, Klänge, Schichtungen, Harmonien, die sich in stetigem Fluss befinden und wichtiger als Melos und ein bestimmtes Thema sind. Was soeben wie dichtes Gewebe scheint, entpuppt sich sogleich als durchscheinende, sich verflüchtigende Substanz. Merkur steht hier Pate - und so passt denn auch der Vergleich mit "Quecksilber". Mit dem befreundeten Geigenvirtuosen Pawel Kochanski wollte Szymanowski eine "neue Ausdrucksweise für die Geige schaffen." Das Werk ist einsätzig, mit einer Schlusskadenz, die aus der Hand von Kochansky stammt -worauf noch eine kurze so genannte Apotheose folgt.


Nur eine Abfolge klangschöner Episoden?

Vor Alain Altinoglu hatten bereits Erich Leinsdorf (1946) and Marius Constant (1992) aus Debussys Oper "Pelléas et Mélisande" eine Konzertsuite zusammengestelllt. Die Londoner Kritik war sich nicht einig, ob Altinoglus Suite die Schwierigkeit besser bewältigt hatte als seine Vorgänger. Eine Suite, die hauptsächlich aus den Präludien und Interludien ihr Material bezieht, könne nicht das motivisch sich subtil entwickelnde Drama wiedergeben. Man sei mit einer Folge von klangschönen Episoden konfrontiert, so eine Reaktion.


Tippetts letztes Orchesterwerk

Das letzte Orchesterwerk, das der englische Komponist Michael Tippett vor seinem Tod fertig stellen konnte, ist "The Rose Lake" (1991 bis 1993). Inspiration bezog Tippett vom Retba-See, dem auch als Lac Rose bekannten Salzsee im Senegal, den der damals 85-Jährige während einer Reise im Jahr 1990 besucht hatte.
Der See ist für seine auffallende rosa Färbung berühmt. Der See hinterließ einen tiefen Eindruck bei Tippett, der unmittelbar nach der Reise mit der Komposition von "The Rose Lake" begann. "Mittags ist die Einstrahlung der Sonne so, dass sich das weißliche Grün des Sees in ein helles Rosa verwandelt. Der Zufall wollte es", berichtete Michael Tippett, "dass wir den Lac Rose in der Mittagszeit erreichten, gerade rechtzeitig, um zu sehen, wie er eine fantastische, durchscheinende hellrote Farbe annahm. Dieser Anblick löste eine große Unruhe in mir aus, jene Art von Unruhe, die mir sagt, dass ein neues Orchesterwerk beginnt."

Sendereihe

• Das Ö1 Konzert

Gestaltung

• Peter Kislinger