Querschnitt durch Rameaus "Les Boréades"

29. Mai 2019, 19:30

Alphise, die Königin von Baktrien, liebt Abaris, einen Hilfspriester am Tempel des Gottes Apollon. Eigentlich aber ist sie als Herrscherin einem alten Gesetz nach verpflichtet, einen Ehemann aus dem Geschlecht der Boreaden zu wählen, das von Boreas, dem Gott der Nordwinde, begründet wurde. Dieser droht denn auch, Baktrien zu vernichten, wenn Alphise sich seinem Sohn und damit ihrem vorbestimmten Schicksal verweigert.

Boreas schwört ein Unwetter herauf und lässt Alphise entführen. Das Land ist zerstört. Abaris begibt sich ins Reich der Nordwinde, um sich Boreas entgegenzustellen. Gerade noch rechtzeitig, denn der ist im Begriff, Alphise per Zwangsheirat mit seinem Sohn zu vermählen. Nun steigt Apollon persönlich vom Olymp herab und enthüllt, dass Hilfspriester Abaris sein Sohn ist und die dazugehörige Mutter praktischerweise eine Nymphe aus dem Geschlecht der Boreaden.

Von diesen neuen, vertragsrechtlich einwandfreien Umständen besänftigt, gibt Boreas den Liebenden schließlich seinen Segen. Happy End! Was nach einer südamerikanischen Telenovela klingt, ist nichts weniger als die Handlung von "Les Boréades", der letzten Oper von Jean-Baptiste Lully. Komponiert 1763 - ein Jahr vor dem Tod des Komponisten - wurde das Werk erst mehr als 200 Jahre später, 1974, von Alte-Musik-Ikone Sir John Eliot Gardiner erstmals aufgeführt. Am 29. August des Vorjahres brachten Václav Luks und sein tschechisches Originalklangensemble Collegium 1704 "Les Boréades" beim Utrechter Oude Muziek Festival konzertant zur Aufführung.

Sendereihe

• Alte Musik - neu interpretiert

Gestaltung

• Gerhard Hafner