Der Mond als blindes Auge

19. Juli 2019, 17:30

Er ist ein melancholischer Sterngucker: Der Brite John Bramwell blickt in vielen seiner Songs in den Nachthimmel, um sehnend die Sterne und den Mond zu besingen. Oder die Wolken, wie in seiner Nordengland-Hymne "Northern Skies". Er blickt von eher unbequemen Orten aus hoch, wie in "Sat Beneath the Lightning Tree". Die nächtlichen Selbstbefragungen in den Texten von Bramwell werfen stets mehr Fragen auf, als sie beantworten. Denn: "The Moon is a Blind Eye", wie ein Song der Platte "Sky at Night" betitelt ist (aufgenommen mit der mittlerweile aufgelösten Bramwell-Band I Am Kloot). Eine Reise zum Mond und retour mit herzzerreißenden Nachtliedern von John Bramwell.

Dieses Hinaufschauen ist bei ihm gleichzeitig ein Blick in die Gegenrichtung, tief in die Seele. Die Grundstimmung ist durchwegs melancholisch - wobei melancholisch gemeint im Sinne der Romantik, gewürzt mit einer Brise schwarzen Humors.

Aufgewachsen ist Bramwell in einer Ortschaft südlich von Manchester. Schon als Teenager ist er in Pubs aufgetreten und hat sich als Straßenmusiker durchgeschlagen. Der Hang zum einen oder anderen Pint Real Ale spiegelt sich auch in den Texten wider. Sie erzählen von Liebe, Einsamkeit, Verlust, Scheitern und Desillusionierung.

Bramwell gilt für viele Kritiker als einer der begabtesten Songwriter Großbritanniens, es gab Plattenpreise und man hat sich in Europa eine treue Fangemeinde aufgebaut. Die ganz große Karriere blieb ihm mit I Am Kloot aber verwehrt, trotz neun großartiger Alben zwischen 1999 und 2016. Seit drei Jahren ist Bramwell solo unterwegs, ohne I Am Kloot. Letztes Jahr erschien das Album mit dem Titel "Leave Alone The Empty Spaces".

Sendereihe

• Spielräume

Gestaltung

• Rainer Elstner