Logos - Glauben und Zweifeln

Hans Joas über seinen Glauben

"Was glauben Sie?" - Der Soziologe Hans Joas. - Gestaltung: Johannes Kaup

"Wir leben in einer Welt, in der vielen alle Religion und damit auch der christliche Glaube als etwas Rückständiges erscheint. Das finde ich ungerecht gegenüber sehr vielen Gläubigen. Ich will zeigen, dass das Vorurteile sind. Man kann gleichzeitig ein kluger Zeitgenosse sein und ein gläubiger Christ." Das sagte der renommierte Berliner Soziologe Hans Joas kürzlich in einem Interview mit der "Zeit".

Seinen soziologischen Forschungen zufolge, haben selbst Menschen, die einen Gottesglauben ablehnen, einen Hang zur sakralen Verehrung. Auch in großen politischen Bewegungen, wie etwa im Kommunismus, wurden beispielsweise die Rote Fahne oder aber auch der einbalsamierte Leichnam Lenins kultisch verehrt. Und liberale Humanisten sind überzeugt davon, dass die Würde des Menschen unantastbar ist und bestehen daher auf der Sakralität jeder Person.

Nach Joas' Überzeugung kennt jeder Mensch das Heilige, auch wenn er gar nicht religiös ist. Menschen rühren in intensiven menschlichen Erlebnissen an die Erfahrung, durch etwas aus dem Alltag oder den bisherigen Grenzen der Person herausgerissen zu werden, was sie tief in ihrem Kern berührt. Joas nennt das Erfahrungen der Selbsttranszendenz. In seinem Buch "Die Macht des Heiligen" zeigt Hans Joas, dass die Erfahrung des Heiligen etwas universell Menschliches ist. Was ist Menschen heute noch heilig? Und: Was glaubt Hans Joas selbst?

Hans Joas wurde in München geboren. Der heute 70-jährige Wissenschafter gilt als einer der profiliertesten deutschen Soziologen und Sozialphilosophen, er forscht und lehrt an der Humboldt-Universität in Berlin. Im Jahr 2000 wurde Joas zum Professor an der University of Chicago berufen, 2002 auch als Max-Weber-Professor an die Universität Erfurt, wo er das Max-Weber-Kolleg für kultur- und sozialwissenschaftliche Studien leitete. Joas ist Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Vielbeachtet wurden seine jüngsten Bücher "Die Macht des Heiligen. Eine Alternative zur Geschichte von der Entzauberung" sowie "Die Sakralität der Person" (Suhrkamp Verlag). Für seine Forschungsarbeit wurde Hans Joas mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u.a. 2015 mit dem Max-Planck-Forschungspreis, 2017 mit dem Prix Paul Ricoeur und 2018 mit dem Theologischen Preis der Salzburger Hochschulwochen. Johannes Kaup besuchte ihn im Rahmen der LOGOS-Gesprächsreihe "Was glauben Sie?" an der Humboldt-Universität in Berlin.

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