Medizin und Gesundheit

Mensch statt Maschine

Für mehr Zuwendung in der Medizin

Das lateinische Wort "hospitalis" bedeutet gastfreundlich. Das trifft auf unsere Hospitäler nur bedingt zu. Krankenhaus ist wohl die zutreffendere Beschreibung.
Die vergangenen 20 Jahre in der Medizin sind durch eine zunehmende Technisierung und Ökonomisierung geprägt. Parallel dazu steigt das Bedürfnis vieler kranker Menschen nach direkter und empathischer Ansprache.
Eine Umfrage unter 110.000 Patienten zeigte, dass 60 Prozent der Patienten-Gesamtzufriedenheit von der Gesprächsqualität mit dem Behandler abhängt: Kommunikation, Empathie, Respekt und Information sind für die Patienten um ein Vielfaches wichtiger als das Essen oder die Zimmerausstattung im Krankenhaus.
Dass die Zuwendung aus der Medizin immer stärker verschwindet, ist für viele Experten genau der falsche Weg.
Der Mediziner und Psychoanalytiker Michael Balint sprach schon in der Mitte des 20. Jahrhunderts von der "Droge Arzt".
Der Neurowissenschaftler, Psychiater und Internist Joachim Bauer erforscht seit vielen Jahren wo und wie zwischenmenschliche Beziehungen und Empathie in unserem Gehirn wirken. Sein Credo. "Das stärkste Medikament für den Menschen ist der andere Mensch. Und zwar durch die Kraft des Wortes." Im Stirnhirn gibt es sogenannte "Selbst-Netzwerke" - sie sind der Ort, an dem wir uns selbst wahrnehmen. Diese Zentren reagieren auf positive Signale. In der Folge aktivieren sie unsere Selbstheilungskräfte. Verwunderlich also, dass die moderne weitgehend auf den Heilfaktor Zuwendung verzichtet.
Es gibt auch hoffnungsvolle Entwicklungen.
Das neue Curriculum im Medizinstudium beinhaltet nun auch eine Kommunikationsschulung. Dabei werden den angehenden Medizinerinnen und Medizinern ab dem ersten Semester die Fähigkeiten zu einer guten Arzt-Patienten-Kommunikation vermittelt.
Diesmal gehen wir in fünf Kapiteln der Bedeutung von Zuwendung in der Medizin nach.

Eine Sendung von Mag.a Carola Timmel, Julia Geistberger, MA, Johanna Hirzberger, MA,
Dr. Ronny Tekal und Dr. Christoph Leprich.

Redaktion: Dr. Christoph Leprich und Mag.a Nora Kirchschlager

Service

Interviewpartner/innen:

Mag.a Britta Blumencron, Expertin für Gesundheitskommunikation
Regina Hladik, Wiener Krankenanstaltenverbund, Akademie für Fortbildungen und Sonderausbildungen - Bereich Pflege
Barbara Klemensich, MBA, Orthopädisches Spital Speising, Pflegedirektorin

Mag.a Dr.in Birgit Hladschik-Kermer
Psychotherapeutin, klinische Psychologin, Master of Medical Education
Leiterin der Abteilung für Medizinische Psychologie
Zentrum für Public Health
Medizinische Universität Wien
Homepage

Prof. Dr. med Joachim Bauer
Neurowissenschaftler, Facharzt (Internist, Psychiater), Psychotherapeut, Buchautor
E-Mail
Homepage

Dr. Gerhard Pawlowsky, Personenzentrierter Psychotherapeut
Antonia Croy

Anlaufstellen und Info-Links:

Österreichische Plattform Gesundheitskompetenz
Caring nach Jean Watson
Validation
SimulationspatientInnenprogramm der Meduni Wien
Der "schwierige" Patient (Österreichische Ärztezeitung 10/2017)
"Patientenknigge" (Bayerischer Rundfunk, 11/2017)
Vereinigung Rogerianische Psychotherapie
Empathy Lab

Buch-Tipps:

Britta Blumencron, "Am Puls des Patienten", Goldegg Verlag 2016

Joachim Bauer, "Wie wir werden, wer wir sind: Die Entstehung des menschlichen Selbst durch Resonanz", Karl Blessing Verlag 2019

Joachim Bauer, "Das Gedächtnis des Körpers: Wie Beziehungen und Lebensstile unsere Gene steuern", Verlag Piper Taschenbuch 2013

Victoria Sweet, "Slow Medicine - Medizin mit Seele: Die verlorene Kunst des Heilens",
Herder Verlag 2019

Markus Schäfer, Oliver Quiring, "Gesundheitskommunikation im gesellschaftlichen Wandel",
Nomos Verlag 2015

Reginald Heiland, "Weil Worte wirken: Wie Arzt-Patienten-Kommunikation gelingt", Verlag W. Kohlhammer 2018

Sendereihe

Gestaltung