Buchseite "Staatsvertrag von St. Germain"

ORF/URSULA HUMMEL-BERGER

Betrifft: Geschichte

Sieger und Besiegte

Die Friedensverträge nach dem 1. Weltkrieg. Mit Christian Ortner, Militärhistoriker und Direktor des Heeresgeschichtlichen Museums Wien.
Gestaltung: Andreas Wolf

Die Menschenopfer während des 1. Weltkrieges waren so hoch, dass viele Politiker diesen als letzten aller Kriege sahen. Die Nachkriegsordnung sollte deshalb eine endgültige sein. Dementsprechend wurde die Jahrhunderte lange europäische Tradition des Gleichgewichts der Mächte aufgegeben und eine völlig neue europäische Landkarte gezeichnet. Gemäß dem "Selbstbestimmungsrecht der Völker" sollten neue Staaten entstehen. Doch schon bald zeigten die Verhandlungen in den Pariser Vororten, dass es sich um Friedensdiktate handeln würde und das Selbstbestimmungsrecht von den alliierten Siegermächten weitgehend ausgehebelt wurde. So verbot man der Republik Deutsch-Österreich den erhofften Anschluss an das Deutsche Reich, Südtirol ging an Italien, und das Sudetenland wurde Teil der neu gegründeten Tschechoslowakei.

Von Österreich wurde der Vertrag von St. Germain am 10. September 1919 unterzeichnet. Nach seinem Inkrafttreten am 20. Juli 1920 war die Monarchie endgültig Geschichte. Bereits am 28. Juni 1919 unterzeichnete das Deutsche Reich den Versailler Vertrag. Neben seinen Kolonien verlor Deutschland auch Elsaß-Lothringen, sowie große Territorien im Osten. Die Trennung Ostpreußens vom Reichsgebiet, sowie das unter Völkerbundmandat stehende Danzig bildeten bereits während der Friedensverhandlungen vorhergesagte Konfliktlinien für den nächsten, noch schrecklicheren Krieg.

Die deutschen Reparationszahlungen setzten die Alliierten mit 20 Milliarden Goldmark fest, was dem Gegenwert von rund 7.000 Tonnen Gold entsprach.

Gegenüber Deutschland gab es auch weitreichende Rüstungsbeschränken, sodass die Reichswehr ohne Schlachtschiffe, U-Boote, Panzer und Luftwaffe auskommen musste. Die Beschränkung auf 100.000 Soldaten und die Abschaffung der Wehrpflicht bedeuteten eine 1:12 Unterlegenheit an Mannschaftsstärke gegenüber den angrenzenden Staaten. Ein weiterer Friedensvertrag wurde am 4. Juni 1920 mit Ungarn geschlossen. Auf die Gesamtfläche bezogen hatte Ungarn die größten Gebietsverluste hinzunehmen. Teile des Landes gingen an die Tschechoslowakei, Rumänien, Jugoslawien sowie Österreich. Große Territorialverluste musste auch das Osmanische Reich hinnehmen. Nach dem Vertrag von Sèvres am 10. August 1920 wurde der Staat auf die heutige Größe reduziert.

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  • Andreas Wolf