ORF/URSULA HUMMEL-BERGER
Gedanken für den Tag
Elena Holzhausen über Denkmalpflege
"Kaleidoskop des menschlichen Seins". Wie durch ein Kaleidoskop schaut Elena Holzhausen, Diözesankonservatorin der Erzdiözese Wien, durch die einzelnen Projekte der Denkmalpflege hindurch auf grundlegende Fragen zwischen Zeit und Ewigkeit. - Gestaltung: Alexandra Mantler
20. September 2019, 06:56
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne. So dichtet Herman Hesse in seinem Stufengedicht. Es ist eine einfühlsame Beschwörung des Mutes, loslassen zu können. Aber gerade der Anfang von Bauprojekten hat sein Konfliktpotenzial. Ist es wichtiger, die Wand zu streichen, den großen Riss in einer Leinwand zu restaurieren oder eine Fußbodenheizung einzubauen? Oder wären bessere Sitzbänke nicht überhaupt das Allerwichtigste?
Zeit und die Ressourcen müssen geplant werden, die eigene aber auch die der anderen. Worin aber liegt der Zauber, den Hesse beschreibt? Es ist das Momentum, in dem stockende Zeit in Bewegung gerät. Aufbruch liegt in der Luft. Die ersten Baubesprechungen haben oft etwas beinahe Feierliches.
Aufbruch hat aber auch seine Schattenseiten. Bei Bauprojekten kommt es unweigerlich zu Veränderungen und auch erst einmal zu Zerstörungen. Durch sehr unterschiedliches Erinnern der einzelnen Menschen kommt es zu unterschiedlichen emotionalen Bindungen an Teile des Baus. Die Kraft der Tat hat ihre Schattenseiten für jene einer Gemeinschaft, die nicht im unmittelbaren Tun stehen. Angst vor Veränderung steht ganz oft im Vordergrund. Diese Angst möchte Hesse mit seinen Zeilen wegdichten. Wichtig und oft nicht mit einem Satz zu beantworten ist die Frage nach einem guten Anfang.
Goethe lässt Faust genau um diesen Anfang ringen, hat aber das Ende im Blick. Faust brütet über der Übersetzung des Johannesevangeliums. Soll es heißen im Anfang war das Wort oder besser der Sinn, die Kraft. Letztlich entscheidet sich Faust für Im Anfang war die Tat. Es ist die Faszination des kraftvollen gestalten Könnens, die Faust antreibt. Ich verstehe diese Faszination, kann aber nicht vergessen, dass der gleiche Dr. Faust am Ende seines Lebens dem harmonischen Augenblick des nicht Gestaltens, und nicht Besitzens, sondern des Betrachtens huldig. Es ist ein anderes Loslassen als bei Hesse. Ich brauche beides in meinem Alltag: den Mut, Altes loszulassen und die Sicherheit, nicht alles formen zu müssen, um zu gestalten und das Leben im Augenblick zu leben.
Service
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Sendereihe
Gestaltung
Playlist
Komponist/Komponistin: John Dowland/1563 - 1626
Bearbeiter/Bearbeiterin: Sting
Bearbeiter/Bearbeiterin: Arrangement
Bearbeiter/Bearbeiterin: Edin Karamazov /Arrangement
Album: STING - SONGS FROM THE LABYRINTH / STING SINGT LIEDER VON J.DOWLAND
Titel: My Lord Willoughby's Welcome Home - Fassung für 2 Lauten
Untertitel: LIEDER UND BRIEFE VON JOHN DOWLAND - INTERPRETIERT VON STING
Solist/Solistin: Sting /Erzlaute
Solist/Solistin: Edin Karamazov /Laute & Erzlaute
Länge: 01:34 min
Label: DG 1703139