ORF/JOSEPH SCHIMMER
Betrifft: Geschichte
Ausgestorben und wiederauferstanden
Die Romanovs. Mit Karl Vocelka, ehemaliger Vorstand des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung, Universität Wien, sowie Mitbegründer und Präsident des Vereins "Institut für die Erforschung der frühen Neuzeit".
Gestaltung: Andreas Wolf
21. Oktober 2019, 17:55
Das russische Adelsgeschlecht der Romanovs lässt sich bis in das 14. Jahrhundert zurückverfolgen. Als Ahnherr gilt Bojar Andrei Kobyla aus dem Großfürstentum Litauen. Unter der Regentschaft des Moskauer Großfürsten Simeon Iwanowitsch übersiedelte Kobyla nach Russland, wo sich die Familie später Sacharin-Jurjew nennte. Aus diesem Geschlecht stammte auch Anastassija Romanowna Sacharjina. Aus rund 1.500 heiratsfähigen Töchtern russischer Adeliger wurde sie 1547 vom Moskauer Großfürsten und späteren Zaren Iwan IV (der Schreckliche) zur Frau ausgewählt. Das Paar hatte sechs Kinder, wobei der geistig zurückgebliebene Fjodor I. den Zarenthron bestieg. Die Regierungsgeschäfte leitete Boris Godunow. Nach dem Tod von Fjodor übernahm Godunow endgültig die Macht und ließ sich zum Zaren krönen.
Weil man ihn beschuldigte, den für die Thronfolge vorgesehenen jüngsten Bruders Fjodors ermordet zu haben, kam es zu Unruhen. Godunow verdächtigte die Romanows als Anstifter der Aufstände und ließ sie landesweit verfolgen. Nach dem plötzlichen Tod Godunows wurden die Romanows rehabilitiert. Deren bekanntester Vertreter war Zar Peter der Große. Unter seiner Führung etablierte sich Russland als europäische Großmacht. Mit dem Tod seines Enkels Zar Peter II Alexejewitsch erlosch die männliche Linie der Romanows. Weitergeführt wurde die Dynastie durch die weitschichtig verwandte Anna Iwanowa. Ihre zehnjährige Regierungszeit wird heute in Russland als "dunkle Epoche" bezeichnet. Ihre Nachfolgerin Elisabeth I setzte die Todesstrafe aus und kämpfte im Siebenjährigen Krieg erfolgreich gegen Preußen. Mit ihrem Tod starb die ursprüngliche Linie der Romanows endgültig aus. Weitergeführt wurde der Name durch den Sohn von Elisabeths Schwester, Karl Peter Ulrich von Holstein-Gottrop, der nach ihrem Tod als Zar Peter III. Russland regierte. Zu Ende ging die Herrschaft des Hauses Romanow-Holstein-Gottrop während der Februarrevolution 1917. Am 17. Juli 1918 wurde der letzte russische Zar Nikolaus II. von den Bolschewiki in Jekaterinenburg ermordet.
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