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APA/DPA/NICOLAS ARMER

Ö1 Kunstsonntag

30 Jahre Revolution in Osteuropa

Der Kunstsonntag Spezial live aus dem Wiener Funkhaus widmet sich der Wende in Osteuropa vor dreißig Jahren, mit speziellem Fokus auf der Samtenen Revolution in der CSSR, die exakt am 17. November 1989 in Gang kam. Gestaltung: Dorothee Frank, Anna Soucek

Eine angemeldete Studentendemonstration in Prag am 17. November 1989, die alljährlich an diesem Tag stattfand um an die Schließung tschechischer Universitäten durch die Nationalsozialisten 1939 zu erinnern, läutete das Ende der Tschechoslowakischen Sozialistischen Republik ein. Immer mehr Menschen schlossen sich dem Demonstrationszug an, sie änderten die Route, ihr Ziel war der Wenzelsplatz. Die Behörden waren vom Andrang und den Forderungen der Demonstrierenden, die ihrem Unmut über das Regime Luft machten, überrumpelt.

Die Ordnungskräfte reagierten mit Gewalt, und als tags darauf die Kunde von verletzten, jungen Menschen und sogar einem Todesfall sich verbreitete, gingen auch andere Teile der Bevölkerung auf die Straße. Die Studenten riefen einen Streik aus, dem sich auch Theaterleute anschlossen. Die Proteste breiteten sich auf das ganze Land aus, und der Druck auf das Politbüro wuchs von Stunde zu Stunde.

Gestützt wurde die Bewegung von den damaligen Dissidenten rund um den Schriftsteller Václav Havel, der den Rücktritt der kommunistischen Machthaber forderte und mit dem Obcanské fórum, also dem Bürgerforum, eine Plattform für Aktivitäten der Zivilgesellschaft mitbegründete.

Im "Ö1 Kunstsonntag" - der aus Anlass des 30. Jahrestages jener folgenreichen Demonstration in Prag live aus dem ORF Funkhaus gesendet wird - sind Archivaufnahmen aus der Zeit der Samtenen Revolution zu hören, aber auch von danach, also aus den frühen 1990er Jahren, als die Transformation zur Demokratie und zum Kapitalismus voll in Gange war. In Zeitzeugenberichten geht es auch um das Leben hinter dem Eisernen Vorhang und die Jahre nach der Wende, die nicht in allem so verliefen, wie man sich das in der ersten Euphorie erhofft hatte. Und es wird Bilanz darüber gezogen, wie die Mentalitätsgeschichte des Realsozialismus und der neoliberale Turn in den Jahrzehnten danach sich auf die heutigen politischen Verhältnisse in Tschechien und überhaupt in Osteuropa auswirken.

Dorothee Frank und Anna Soucek führen durch diesen "Kunstsonntag", in den um 21 Uhr eine "Milestones"-Ausgabe mit der legendären Platte des Berliner Free Jazz Ensembles Zentralquartett eingebettet ist. Begleitet werden Frank und Soucek von der Übersetzerin und Historikerin Jana Starek als Studiogast. Die tschechische Emigrantin unterstützte Barbara Coudenhove-Kalergi im Osteuropa-Büro des ORF und war Anfang November 1989 bei einem internationalen Dissidenten-Treffen im polnischen Wroclaw. Sie wird über die Vernetzung mit anderen Ländern des Ostblocks berichten, die Geschehnisse des 17. November 1989 und der folgenden Tage historisch einordnen, und darüber reflektieren, wie die Samtene Revolution bis in die Gegenwart abstrahlt.

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