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Das Ö1 Konzert
Sibelius, Stenhammar, Mendelssohn
Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, Dirigent: Herbert Blomstedt.
Jean Sibelius: Symphonie Nr. 4 a-Moll op. 63 Wilhelm Stenhammar: Intermezzo aus "Sangen" op. 44 Felix Mendelsson Bartholdy: Symphonie Nr. 3 a-Moll op. 56, "Schottische" (aufgenommen am 31. Mai im Gasteig in München). Präsentation: Peter Kislinger
27. November 2019, 14:05
Keine Note zu viel oder zu wenig
Seine 4. Symphonie wird von vielen, auch von Sibelius, zu seinen wichtigsten Werken gezählt. Vollendet wurde sie Anfang 1911, uraufgeführt im April 1911. Es hatte, wie oft bei Sibelius, einen außer-musikalischen Anlass gegeben. Sibelius war 1909 nach Nordkarelien gereist, zum Koli, einem schroff aufragenden Hügel in einer rauen Felslandschaft in Ostfinnland: "Auf dem Koli! Eines der größten Erlebnisse meines Lebens." Er sprach davon, eine "Bergsymphonie" schreiben zu wollen. Während der Arbeit trat, wie sonst, ein etwaiger programmatischer Gehalt während der Arbeit in den Hintergrund.
Als ein Kritiker nach der Uraufführung die Symphonie als Landschaftsbeschreibung des Koli interpretierte und behauptete, der 3. Satz, Largo, sei "touristisch", ein Mondschein-Panorama des Koli, reagierte Sibelius schroff und verlangte ein Dementi: "Die Mutmaßungen betreffend das Programm meiner Sinfonie sind falsch." Der in Berlin entstandene 3. Satz war einer der Lieblingssätze von Sibelius. Er wurde auf seinen Wunsch hin bei seinem Begräbnis im September 1957 gespielt.
"Statt von Themen sollte man lieber von Motiven oder offenen Themen sprechen", schreibt der finnische Symphoniker und Musikwissenschaftler Kalevi Aho. "Ein durchgehender Prozess der Verwandlung, der Metamorphose durchzieht das gesamte Werk. Die ersten vier Noten werden ununterbrochen verändert."
Der 4. Satz ließ bei der Uraufführung in Helsinki 1911 so manchen ratlos zur Garderobe eilen. Aino Sibelius erinnerte sich "an ausweichende Blicke, Kopfschütteln, verlegenes oder verstohlen ironisches Grinsen". Das Werk endet fast unvermittelt und, ungewöhnlich, "mezzo-forte". Wie versteht Herbert Blomstedt das Ende? Die Musik der Vierten, vor allem des Finales und des Schlusses, sagt: "Gib auf, manchmal ist klüger, Tatsachen demütig zu akzeptieren. Das Leben geht weiter, gleichgültig, wie aussichtslos es scheint."
Am Ende ein Triumphlied
Auch Mendelssohns Symphonie Nr. 3 steht in a-Moll. Sie ist die letzte seiner fünf Symphonien. Der Beiname "Die Schottische" wurde von Mendelssohn nicht autorisiert. Sie wurde 1842 vollendet und erhielt die Zahl drei zugesprochen, weil die früher entstandene "Italienische" und die "Reformationssymphonie" erst später veröffentlicht wurden. Das Werk sei im Ton "nordisch" und etwas "kriegerisch", auch im "schönen gesanglichen Adagio melden sich scharfe Rhythmen". Blomstedt erinnert an die Konflikte der Schotten mit Wikingern und den Engländern, die das Land ausraubten. Im Manuskript, erzählt Blomstedt, hieß der Satz noch "Allegro bellicoso". Ans Ende fügt Mendelssohn nach düsterem a-Moll "einem Hymnus, Allegro maestoso. Das verleitet uns Interpreten, ganz feierlich zu werden, aber Mendelssohn hat auch eine Metronomangabe hinzugefügt, um ganz deutlich zu sein - er schreibt 104. Das ist ein Triumphlied: Wir haben den Krieg gewonnen." Er habe sich einen Text dazu einfallen lassen, erzählt Blomstedt gern und singt in Gesprächen den Schluss: "God Save the Queen and All the People of Scotland."
Sendereihe
Gestaltung
Playlist
Komponist/Komponistin: Wilhelm Stenhammar/1871-1927
Titel: Intermezzo aus der Kantate "Sangen / Das Lied" op.44 : Molto adagio, solenne
Interludium, Interlude, Mellanspel
Leitung: Herbert Blomstedt
Orchester: Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks
Länge: 05:36 min
Label: EBU
Komponist/Komponistin: Jean Sibelius/1865 - 1957
Titel: Symphonie Nr.4 in a-moll op.63
* Tempo molto moderato, quasi adagio - 1.Satz
* Allegro molto vivace - 2.Satz
* Il tempo largo - 3.Satz
* Allegro - 4.Satz
Leitung: Herbert Blomstedt
Orchester: Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks
Länge: 33:35 min
Label: EBU
Komponist/Komponistin: Felix Mendelssohn Bartholdy/1809 - 1847
Titel: Symphonie Nr.3 in a-Moll op.56
Populartitel: Schottische Symphonie
* Andante con moto; Allegro un poco agitato assai animato; Andante come I - 1.Satz (00:12:30)
* Vivace non troppo - 2.Satz
* Adagio - 3.Satz
* Allegro vivacissimo
* Allegro maestoso assai
* 4.Satz
Leitung: Herbert Blomstedt
Orchester: Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks
Länge: 37:20 min
Label: EBU