Lampe auf den Steinhof-Gründen

ORF/ULI JÜRGENS

Dimensionen

Gemeinschaftsfremd und arbeitsscheu

"Asoziale" Frauen im Nationalsozialismus.
Von Uli Jürgens

"Der Begriff asozial bedeutet wörtlich übersetzt 'ohne Gesellschaftsempfinden'. In unserem Sinne bedeutet er, außerhalb der Volksgemeinschaft zu stehen und zwar dadurch, dass entweder das für Deutsche normale Empfinden hinsichtlich Arbeit und Leistung fehlt, oder der ausgesprochene Gegensatz zur Volksgemeinschaft durch Verbrechertum." So steht es in einem Dokument zur "Erhebung über asoziale Elemente im Reichsgau Wien" vom Dezember 1940. - Adressiert wurden Menschen, die nicht ins nationalsozialistische Schema passten und daher aussortiert werden sollten: die "Arbeitsscheuen" und "moralisch Verkommenen".

Wer den "reinen Volkskörper" beschmutzte, hatte keinen Platz in der Gemeinschaft. Menschen am Rande der Gesellschaft, vor allem Mädchen und Frauen, deren Lebenswandel - meist verknüpft mit Sexualität - als "liederlich" oder "triebhaft" angesehen wurde. Das führte in vielen Fällen zu Zwangssterilisation und reichte oft für die Einweisung in Arbeitslager, Erziehungslager und Konzentrationslager aus. - 80 Jahre nach Beginn des Zweiten Weltkrieges ist die Aufarbeitung der NS-Verbrechen noch lange nicht abgeschlossen. Die Opfergruppe der sogenannten "Asozialen" wurde jahrzehntelang übersehen oder bewusst nicht bearbeitet. Betroffene waren auch nach dem Ende des Krieges weiterhin gesellschaftlich marginalisiert und diskriminiert.

Service

Das Buch "Arbeitsscheu und moralisch verkommen" der Autorinnen Helga Amesberger, Brigitte Halbmayr und Elke Rajal ist im Mandelbaum Verlag Wien erschienen. ISBN: 978-3-85476-596-7

Institut für Konfliktforschung
Ravensbrückerinnen

Sendereihe