Korngold, Vaughan Williams, Skrjabin

11. Dezember 2019, 14:05

Fasziniert von Melodien

Skizzen zu seinem klangprächtigen, melodiesatten Violinkonzert hat der 1897 in Brünn geborene Erich Wolfgang Korngold noch in Wien skizziert. Im März 1938 hielt sich Korngold in Hollywood auf und blieb nach dem so genannten "Anschluss" Österreichs an Hitlerdeutschland in den USA. Das Violinkonzert wurde 1947 in St. Louis von Jascha Heifetz uraufgeführt. Der griechische Geiger Leonidas Kavakos hat das Violinkonzert als Student nicht gelernt, sondern "erst später". Seit mehr als 20 Jahren spielt er es nun regelmäßig. Er kenne die berühmte Heifetz-Aufnahme des Konzerts "in- und auswendig." Es fasziniere ihn, "wie Korngold seine Melodien entwickelt und wie er orchestriert. Im Violinkonzert gehen viele Themen auf Filme zurück, um diese Melodien hat er eine großartige Welt geschaffen." Korngold "hatte enormes Talent. Seine Melodien sind nur so aus ihm geströmt. Es ist mir wichtig, das zu zeigen und nicht zu viel Süße reinzulegen."

Fasziniert von der Tat

"Aus Angst wurde Freude / Der Biss des Panthers oder der Hyäne ist Liebkosung / Der Schlange Biss ist ein brennender Kuss. / Und das Universum erschallt mit dem freudigen Ruf: Ich bin!" So dichtete Skrjabin mit Worten; sein in Töne gesetztes "Poème de l'extase" (1905-'08) ist um einiges stilsicherer und wirkungsmächtiger und war als seine 4. Symphonie geplant. Skrjabin entschied sich jedoch, dem einsätzigen Werk den Titel "Die Dichtung von der Ekstase" zu geben. Vierfache Holzbläserbesetzung, acht Hörner, fünf Trompeten und am Ende auch die Orgel sollen "die Ekstase der ungehinderten Tat, die Freude am Schöpferischen" zum Tönen bringen. Fünf Instrumentengruppen symbolisieren theosophische Grundmotive; Flöten: Sehnsucht; Posaunen: Auflehnung; Hörner: Unbehagen; Trompeten: Willensstärke und Selbstbestimmung.

Fasziniert von der Schlichtheit

Vor Skrjabins "Le Poème de l´extase" spielte das Prager Symphonieorchester unter der Leitung von Marek Sedivy im Prager Rudolfinum ein kurzes, verhaltenes Werk, das knapp vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs entstand: "Five Variants of Dives and Lazarus", ein Werk, das fünf überlieferte Versionen ein und derselben Melodie verarbeitet, die Vaughan Williams als Kind kennen gelernt hatte - eine Ballade, die sich auf das Gleichnis vom reichen Mann und dem armen Lazarus bezieht. Es findet sich nur im Evangelium, das den Namen Lukas trägt. Lazarus und ein reicher Mann sterben gleichzeitig. Der Reiche kommt in die "Unterwelt" und sieht von dort Lazarus "in Abrahams Schoß" gebettet. Das Englische verwendet "Dives", in der lateinischen Vulgata-Übersetzung das Wort für "Reicher". Vaughan Williams verfügte testamentarisch, dass eine Version des Liedes bei seinem Begräbnis gespielt werden soll.

Sendereihe

• Das Ö1 Konzert

Gestaltung

• Peter Kislinger